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Das Geld und die Revolution.21.10.2011

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Johan Galtung zu Libyen und einer verpassten Chance

von Bettina Röder in Publik-Forum, Ausgabe 20/2011

Haben Sie gerade Pazifismus gesagt?" Johan Galtung holt tief Luft. "Also, das ist eine Vokabel, die benutze ich nie", erklärt der Gründervater der Friedens-und Konfliktforschung im Gespräch mit Publik-Forum. Und schiebt dann auch schnell die Begründung hinterher: Weil das "ein Etikett" sei. "Viel wichtiger als Etiketten sind aber
die Methoden", sagt er. "Die Methode ist die Konfliktlösung, doch die wenigsten kümmern sich darum." Galtung ist gerade in Istanbul, in wenigen Stunden reist er nach Kirgisien weiter. "Das Land steht am Rande eines Bürgerkrieges", sagt er. Dort will er vermitteln. So, wie er das auch in Libyen versucht hat. Nur eben ohne Erfolg. Der Nato-Einsatz kam dazwischen. Zur Unterstützung des Aufstandes, wie es hieß. "Wenn man das glaubt, ist man einfach naiv. Es ging doch um ganz andere Sachen", sagt der Norweger. Vor allem sei es um das Öl und viel Geld gegangen. Gaddafis Plan, eine staatliche Zentralbank für ganz Afrika einzuführen, sollte durchkreuzt werden. Dafür, so der Friedensforscher, habe man bereits seit November vergangenen Jahres
den Nato- Einsatz im März 2011 vorbereitet.

Was aber hätte stattdessen Konfliktlösung bedeutet? Eine demokratische, eine diplomatische Lösung wäre der richtige Weg gewesen. Und zwar die der intelligenten Feindesliebe, ist Galtung überzeugt. Schließlich sei nie gegen, sondern nur mit dem Feind eine Lösung möglich. Die Entspannungspolitik der SPD mit dem Ende des Kalten Krieges habe gezeigt, dass das ein Weg ist. Im Falle Libyens wäre das der Vorschlag der Afrkanischen Union gewesen: Gaddafi wird entmachtet, aber nicht verfolgt, er bleibt im Land.

Aber wie realistisch ist denn das? Da ist Galtung bei seinem großen Vorbild Gandhi. Was ihn an ihm fasziniert habe, sei sein ansteckender Optimismus gewesen: "Es könnte ganz einfach funktionieren". Galtungs Kritik an der Friedensbewegung in Europa ist darum hart: Sie habe Kritik und Moralismus, aber kaum Ideen zur Konfliktlösung. "Das geht doch nicht", sagt der große alte Mann der Friedensbewegung.

Im Fall Libyen ist er nun alles andere als optimistisch: "Da wird es, weil es keine friedliche Konfliktlösung gab, auch keine Demokratie geben, sondern nur Streit, Streit, Streit", sagt er.

Quelle: http://www.publik-forum.de/archiv/das-geld-und-die-revolution

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