Dies ist das Archiv der alten DFG-VK-Webseite. Sie war von 2007 bis 19. Oktober 2015 online. Schau Dich gern um.
Die aktuelle Seite findest Du unter www.dfg-vk.de.

Programm der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)

(Beschlossen durch den 19. Bundeskongress der DFG-VK, 27.-29.September 2013)

Wer wir sind

Die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) ist eine pazifistische Organisation.
In ihr haben sich Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen und politischer Auffassungen zusammengeschlossen, die ihre Verantwortung für eine menschenwürdige Zukunft erkennen und ernst nehmen wollen.
In der DFG-VK organisieren sich Menschen aus pazifistischer und antimilitaristischer Motivation, die sich gegen Krieg als Mittel der Politik einsetzen.
Wir handeln nach der Grundsatzerklärung der War Resisters‘ International: „Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.“


Woher wir kommen

Die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG) wurde 1892 von humanistisch geprägten Menschen gegründet, die entsetzt waren über die Gräuel des Krieges. In der DFG vereinten sich Menschen mit gewachsener historischer und politischer Einsicht in die Ausweglosigkeit der Versuche kriegerischer Konfliktlösung. An die Stelle des Kampfes der Nationen gegeneinander sollte eine internationale Rechtsgemeinschaft treten, die Konflikte mittels Schiedsgerichtsurteilen gewaltlos löste. Die zunächst vorrangig bürgerlich ausgerichtete DFG erhielt nach dem Ersten Weltkrieg einen starken Zulauf aus den Reihen der Arbeiterbewegung. In der Weimarer Republik setzte sie sich für die Versöhnung mit Frankreich, für Abrüstung und den Beitritt Deutschlands zum Völkerbund ein, kämpfte gewaltlos für Demokratie, gegen Militarismus und den aufkommenden Nationalsozialismus. 1933 wurden die DFG und der Bund der Kriegsdienstgegner (BdK), der die Wiedereinführung der Wehrpflicht bekämpfte, zerschlagen, ihre Aktivisten verfolgt, exiliert und in Konzentrationslagern interniert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm neben der Forderung nach allgemeiner und vollständiger Abrüstung die Bewegung gegen die Militärdienstpflicht und für die Kriegsdienstverweigerung immer größeren Raum ein. 1968 schlossen sich die DFG und die Internationale der Kriegsdienstgegner [IdK), die als Nachfolgerin des BdK ganz in der Tradition der radikalen Kriegsdienstgegnerschaft stand, zur DFG-IdK zusammen. 1974 folgte die Fusion mit dem Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK).
Die Zeit des Kalten Krieges war für die DFG-VK geprägt durch den Widerstand gegen Remilitarisierung und atomare Aufrüstung. Seit den 1990er Jahren wendet sich die DFG-VK gegen die zunehmenden Kriegseinsätze der Bundeswehr und engagiert sich für den Ausbau Ziviler Konfliktbearbeitung.


Wo wir uns befinden

Krieg beginnt hier. Seit 1990 findet in Deutschland eine Militarisierung der Außen- und Sicherheitspolitik und der Gesellschaft statt. Die Bundeswehr wird zur Interventionsarmee umgebaut und beteiligt sich gemeinsam mit Armeen anderer Staaten an Kriegseinsätzen innerhalb und außerhalb Europas. Dies ist Teil der weltweiten Strategie von NATO und EU. Ihre Ziele sind u.a. die Sicherstellung des eigenen Exports und des ungehinderten Zugangs zu Rohstoffen und Märkten.
Als einer der weltweit größten Rüstungsexporteure ist Deutschland in praktisch alle militärisch ausgetragenen Konflikte involviert. Erklärtes Ziel aller Regierungsparteien der letzten Jahre ist es zudem, die Bundeswehr zu noch mehr Auslandseinsätzen zu befähigen. Krieg wird zur normalen Option der deutschen Politik.
Die DFG-VK stellt sich entschieden gegen diese militärische Interventionspolitik und zeigt Alternativen auf.


Was wir wollen

Unser Ziel ist die Ächtung und Abschaffung des Krieges in jeglicher Form. Wir sehen es als unsere Aufgabe, Kriegführung zu behindern, kommende Kriege zu verhindern und uns jeglicher Kriegspropaganda entgegenzustellen. Mit Krieg werden Konflikte nicht gelöst, sondern nur neue Konflikte und neue Gewalt hervorgerufen. Krieg schafft keine gesellschaftliche Sicherheit. Mit Krieg werden Menschenrechte nicht geschützt, sondern nur menschliches Leben vernichtet. Mit Krieg wird nicht zur Lösung der drängenden globalen Probleme wie Armut, Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Klimawandel beigetragen, sondern diese Probleme werden nur noch verstärkt.
Unser Handeln zielt darauf, dass militärische Gewalt und Soldatentum geächtet und aus den internationalen Beziehungen verbannt werden. Wir unterstützen die Verweigerung aller militärischen und nichtmilitärischen Kriegsdienste als einen Beitrag gegen Krieg und Kriegsvorbereitung. Wir setzen uns ein für das uneingeschränkte Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung.
Wir fordern den Stopp des Waffenhandels und der Rüstungsproduktion. Als einer der weltweit führenden Rüstungsexporteure trägt die Bundesrepublik Deutschland massiv Mitschuld am Massenmorden mit deutschen Kriegswaffen in aller Welt. Stattdessen fordern wir Rüstungskonversion und damit die vollständige Umstellung der Rüstungsindustrie auf eine nachhaltige zivile Fertigung.
Militärische Aufklärungs- und Killerdrohnen tragen zur Eskalation der Kriegsführung bei. Sie ermöglichen die gezielte Tötung von Menschen und setzen eine neue Rüstungsspirale in Gang. Deutschland muss auf jegliche Form militärischer Drohnen verzichten.
Wir lehnen die militärische Nutzung der Infrastruktur in Deutschland durch die USA und weitere Militärmächte in jeglicher Form ab.
Wir fordern die Abschaffung der Bundeswehr als ersten Schritt zur weltweiten Abrüstung. Konflikte können dauerhaft nur gewaltfrei gelöst werden. Daher fördern wir die Erarbeitung, Erprobung und Anwendung von Methoden Ziviler Konfliktbearbeitung.
Für uns bedeutet Frieden die Verwirklichung von politischer, sozialer und ökonomischer Gerechtigkeit auf der ganzen Welt. Untrennbar damit verbunden ist der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und der schonende Umgang mit nicht erneuerbaren Ressourcen. Denn ökonomische Gewaltverhältnisse, wie die derzeitige auf Ausbeutung beruhende kapitalistische Weltwirtschaftsordnung, Umweltzerstörung und Verschwendung von Rohstoffen erzeugen neue Kriegsgefahren und gefährden menschliches Leben.
Auch Rassismus, Nationalismus und patriarchale Herrschaft sind Gewaltformen, die das Entstehen von Kriegen mit befördern und denen wir entgegentreten.
Die DFG-VK propagiert kein bestimmtes politisches oder soziales System. Wir erkennen aber als entscheidende Kriterien für die Fortentwicklung von Politik und Gesellschaft die Verwirklichung der Menschenrechte, die Unantastbarkeit der Menschenwürde sowie den Abbau struktureller Gewalt. Dazu gehört die umfassende Demokratisierung politischer und ökonomischer Prozesse.


Wie wir arbeiten

Aus der Überzeugung, dass sich Mittel und Ziel entsprechen müssen, verfolgt die DFG-VK ihre politischen Ziele ausschließlich mit gewaltfreien Mitteln; diese schließen die Verletzung und Tötung von Menschen aus und zielen auf die Konfliktlösung durch Dialog. Gewaltfreie Methoden, wie z.B. verschiedene Formen der Verweigerung, ziviler Ungehorsam, direkte gewaltfreie Aktion, orientieren sich an der moralischen Legitimität der Ziele und Mittel, nicht an der formalen Legalität.
Der Pazifismus der DFG-VK verlangt dauerhaftes politisches Handeln mit dem Ziel, Bedingungen für eine Welt ohne Krieg und Unterdrückung zu schaffen.
Das bedeutet:
1. Das Organisieren wirksamer Proteste und gewaltfreien Widerstands gegen Kriege und die deutsche Kriegsbeteiligung.
2. Das öffentlichkeitswirksame Propagieren von Abrüstung mit dem Ziel der völligen Entmilitarisierung.
3. Die Durchführung und Unterstützung von Aktivitäten gegen Rekrutierungsmaßnahmen der Bundeswehr sowie die Förderung von antimilitaristischem Bewusstsein mit dem Ziel der völligen Ächtung der Soldatentätigkeit. Daher setzen wir uns für die flächendeckende Einführung von Zivilklauseln an Hochschulen und ein Auftrittsverbot der Bundeswehr an Schulen ein.
4. Die öffentliche Diskussion über die Aufgaben von SoldatInnen: das Töten im Krieg.
5. Die internationale Zusammenarbeit mit dem Ziel, Alternativen zu militärischen und Gewalt fördernden Strukturen zu entwickeln und durchzusetzen. Vor dem Hintergrund des ausgesetzten Militärdienstzwangs fordern wir alle SoldatInnen der Bundeswehr auf, den Dienst zu verweigern und zu beenden. Wir lehnen die sogenannte Wehrpflicht und staatliche Zwangsdienste ab und fordern ihre endgültige Abschaffung. Wir unterstützen KriegsdienstverweigererInnen weltweit.

Die Vielfalt unseres Handelns verstehen wir als Basis für unsere Wirksamkeit. Wir begrüßen insbesondere originelle und kreative Aktionsformen und Aussagen, haben Spaß daran, an einem Strang zu ziehen, und lernen voneinander.
Um unsere Fähigkeiten und Kräfte zur Verwirklichung der genannten Ziele zu bündeln und unsere Bereitschaft zum persönlichen Einsatz politisch wirksamer werden zu lassen, haben wir uns in der DFG-VK organisiert. In der DFG-VK unterstützen wir uns gegenseitig in unserem alltäglichen Engagement gegen den Krieg und sind da solidarisch, wo unsere Mitglieder, aber auch Menschen außerhalb unseres Verbandes durch dieses Engagement von Repressionen betroffen sind.
Der politische Pazifismus, wie ihn die DFG-VK versteht, muss seine Unabhängigkeit gegenüber Regierungen und anderen Institutionen behaupten und bewahren. Wir fühlen uns mit Menschen und Gruppen mit ähnlicher Zielsetzung in unserem und in anderen Ländern verbunden und verstehen uns als Teil einer weltweiten Bewegung für Frieden, Gerechtigkeit und eine menschenwürdige Zukunft.

Dieses Grundsatzprogramm, das der Bundeskongress 2013 beschlossen hat, ist die Basis, von der wir bei Diskussionen um aktuelle Fragen ausgehen. Dabei werden wir auch innerhalb der DFG-VK in den seltensten Fällen zu Einheitsantworten kommen. Das ist nicht schlimm, sondern sogar gut so: Denn der Frieden ist ein Prozess der gegenseitigen Auseinandersetzung - und des Zusammenfindens zu gemeinsamer Aktion.

Programm der DFG-VK zum Download
"Für eine Politik der Abrüstung und Entmilitarisierung" Positionspapier des DFG-VK-Bundesverbandes. Beschlossen auf dem Bundesausschuss am 25.02.2012)

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