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»... da platzte aus einer dunklen Zeit ein neues Weltalter!«10.11.2007

Konstant Wecker - www.wecker.de

Über pazifistische Krieger und kriegerische Mönche. - Ein Gespräch mit Konstantin Wecker führte Donna San Floriante in der jungen Welt vom 10.11.2007
Konstantin Wecker ist Musiker und Sänger. Er spielt am 15. November ab 20 Uhr im Berliner Tempodrom.

Donna San Floriante:
Konstantin Wecker, daß Sie konsequent gegen Kriegsbeteiligungen der Bundeswehr, gegen Sozialabbau und ein engagierter Antifaschist sind, dürfte den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung bekannt sein. Wenn es Ihnen recht ist, wollen wir auf tiefere Schichten des Politischen und Persönlichen zu sprechen kommen.

Konstantin Wecker:
Sehr gerne.

Donna San Floriante:
»Mönch und Krieger – nachts am Strand / mal ich Verse in den Sand« – das ist eine Zeile aus Ihrem Lied »Irgendwann«. Ich würde gerne auf diese zwei Figuren, auf den Mönch und den Krieger, etwas näher eingehen und zunächst fragen, was Ihnen als Pazifist die Figur des Kriegers bedeutet?

Konstantin Wecker:
Daß es auch pazifistische Krieger gibt, so eigenartig das klingen kann. Beim letztjährigen Pazifismus-Kongreß in Tübingen habe ich versucht klarzumachen, daß Pazifisten keine Weicheier sind. Pazifisten sind Menschen, die mit sehr viel Energie und mit sehr viel Mut und sehr viel Aktivität eingreifen. Nur sehen eben ihre Aktivitäten anders aus.
Ich denke an meine Irak-Reise 2003, wo wir noch zwei Leute dabei hatten, die als lebende Schutzschilde dort unten geblieben sind, nachdem wir das Weite gesucht haben, kurz vor der Bombardierung durch die Amerikaner. Ich habe das sehr bewundert. Es gibt viele Leute, die sagen, das ist eine sinnlose Aktion. Aber es zeugt nicht nur von Mut, sondern es zeugt auch davon, daß man bereit ist, wirklich für etwas mit Seele und Leib einzustehen.


Donna San Floriante:
Diese Haltung hat auch etwas Mönchisches.

Konstantin Wecker:
Die Sehnsucht nach dem Mönchischen begleitet mich mein Leben lang. Auch wenn ich das nicht ganz durchhalte, vielleicht auch nicht dafür geschaffen bin. Aber es ist eine Sehnsucht da.

Ich habe vor drei Jahren für meine letzte CD »Flußufer« das Lied vom Schlendern geschrieben. Einfach wieder schlendern, was ja die republikanische Form der Fortbewegung ist. Und da wurde mir klar, daß die Sehnsucht nach Stille stark geworden ist, daß ich es mittlerweile als revolutionären Akt betrachte, in der Stille sich selbst zu begegnen.

Ich halte allerdings nicht sehr viel von der ausschließlichen privaten Erlösung, weil wir in einer nicht privaten Welt leben. Das wäre ein Rückzug, der zeitweise sicher notwendig ist, auf die Dauer aber nicht funktionieren kann. Vielleicht ging das zu Buddhas Zeiten.


Donna San Floriante:
In dem Lied »Waidmanns Heil« heißt es bei Ihnen: »Greise Mönche hetzen gierig / mit Gebeten ins Geschehen / schon am Modern, doch sie werden / sich mit Lust an mir vergehen / Ihr Gemurmel steigt nach oben / und formiert sich zum Gefecht / Schleudre Deine Blitze, Vater / Denn Dein Urteil ist gerecht.« Das ist ein sehr bedrohlicher Typ Mönch, der, wo er kriegerisch wird, auf seiten der Herrschenden steht.

Konstantin Wecker:
Ich bin ein großer Bewunderer von Thich Nath Hanh, der etwas Ungeheures geschafft hat. Er ist als vietnamesischer Mönch in die USA gegangen und hat amerikanischen Veteranen, die völlig alleingelassen wurden von ihrer Regierung, Hilfe angeboten, hat sie therapiert und geheilt. Das war erst mal völlig verwirrend, weil das ja doch der Feind war. Es wird Jahrzehnte lang ein Feindbild aufgebaut, und dann kommt der Feind daher und bietet ihnen das an, was der eigene Staat an ihnen versäumt.

Im Vietnamkrieg haben viele Mönche einen ungeheueren Mut gehabt, zur Gewaltlosigkeit zu stehen und sich gegen den Krieg zu wehren. Ich denke, die Reduktion des Materiellen im Mönchischen spielt da eine große Rolle. Womöglich fällt es jemandem, der von vornherein auf Besitz verzichtet, leichter, für seine Ideen einzustehen als einem, der in erster Linie seinen Besitz verteidigen will.


Donna San Floriante:
Liegt dieser Todesbereitschaft, die ja den Mönch und den Krieger gleichermaßen auszeichnet, nicht auch ein besonderes Verständnis des eigenen Körpers zugrunde?

Konstantin Wecker:
Da bin ich etwas zwiegespalten. Wenn jemand anfängt sich zu verbrennen, dann ist es schon sehr nah daran, den eigenen Körper als Waffe zu verwenden. Aber das ist eine Gefahr des Mönchischen, daß der Körper, wie zum Teil im Christentum, zu negativ und rein instrumentell gesehen wird. Man hat dann einfach sehr wenig Verhältnis zum Körper. Mit dieser Körperfeindlichkeit bin ich nicht einverstanden.

Ich glaube, daß wir den Körper pflegen sollen. Zumal wir auch das Übersinnliche und das Wichtigste, was man im Leben braucht, nämlich Liebe, über die Sinne erfahren, über das Körperliche.


Donna San Floriante:
Dieses Zitat, den eigenen Körper zur Waffe machen, stammt ja von Pier Paolo Pasolini [italienischer Dichter und Regisseur, 1922–1975 – d. Red.]. Es kommt also von einem sehr künstlerischen Menschen, der in Angriffen, die permanent gegen seinen Körper rollten, seine Freiheit und seine Kreativität bedroht und deswegen diese Ebene als eine zu verteidigende gesehen hat. Wir erfahren an unseren Körpern nicht nur Liebe, sondern auch Unterdrückung.

Konstantin Wecker:
Angriffe auf den Körper lassen noch mehr eine Ohnmacht spüren, als wenn sich Angriffe gegen das geistige Gut richten. Darum ist eine Gesellschaft, die relativ bewußt einen Teil der Menschen verarmen läßt, auch ein Angriff auf den Körper.

Bei Pasolini kam hinzu, dass er seine Homosexualität verteidigen musste, für die ihn die PCI (Kommunistische Partei Italiens) allen Ernstes aus der Partei geschmissen hat. Er war in jeder Beziehung kein Mitläufer. Das Hinreißende an Pasolini ist für mich dieser ganz eigenständige Mut, sowohl zu seinen christlichen Wurzeln zu stehen als auch zu seinem kommunistischen Bekenntnis.


Donna San Floriante:
Der Berliner Kabarettist Dr. Seltsam hat eine Neudefinition des Pazifismus versucht. Aus seiner Sicht besteht der entscheidende Punkt darin, zunächst mal den Gegner daran zu hindern, mich anzugreifen. Anstatt es immer so herum zu sehen: da kommt ein Angriff, dann haue ich entweder zurück, laufe weg oder halte die andere Backe hin, bräuchten wir also Techniken, um die Logik der Gewalteskalation in einer offensiven und initiativen Form zu unterlaufen.


Konstantin Wecker:
Wie bestimmte Kampftechniken asiatischer Mönche, da sind wir wieder bei den Mönchen. Ist es nicht beim Aikido so, daß man die Energie des Angreifers umwandelt? Das ist ein hochinteressanter Aspekt. Aber da würde ich gern ein Beispiel hören.


Donna San Floriante:
Man könnte die Democlowns in Heiligendamm anführen, wo man nach dem ersten Tag der Eskalation am 2.Juni 2007 und der Gewaltexplo­sion in Rostock eine Logik wie in Genua verhindern konnte, auch durch eine selbstbewußte Veränderung der eigenen Erscheinungsweise.

Konstantin Wecker:
Ich finde das super. Die Waffe der Herrschenden ist ja oft das Lächerlich-Machen. Jeden Abend in jeder Talkshow: Wenn einer nur anfängt zu sagen, wir würden eventuell einen sozialeren Staat wollen, dann wird er ausgelacht, weil er angeblich ökonomisch überhaupt kein Verständnis hat und nicht up to date ist mit dem, was globalwirtschaftlich läuft. Warum machen wir es denn nicht umgekehrt, daß wir es wirklich mit einem Lachen versuchen? Da gefällt mir der Gedanke der Democlowns ganz ausgezeichnet.


Donna San Floriante:
Zu der Frage Mönch und Krieger möchte ich ein Figurenpaar in die Debatte bringen. Das wären Lenin und Goethe. Was ist Mönchisches in Lenin, und wo ist Goethe auch ein Krieger gewesen?

Konstantin Wecker:
Dazu muß ich erst mal meine Präferenz aussprechen. In jedem Punkt ist mir Goethe lieber. Ich bin aber kein Lenin-Fachmann. Ich weiß von Lenin wahrscheinlich sehr viel weniger als jeder auch nur halbwegs gebildete Kommunist. Es ist nur so, daß mir diese Art von Revolution nie geheuer war. Ich will mit dem Komplex der Waffenindustrie nichts zu tun haben, auch nicht, indem ich mich privat, als Partei oder als Bewegung bewaffne. Ich stehe zur Gewaltlosigkeit und habe mich darüber schon mit Kommunisten gestritten, da glaubte die Kindergeneration noch, daß Rosa Luxemburg ein schwuler Modedesigner ist.

Ich hatte immer ein Problem mit dem Kommunismus, und ich habe trotzdem gespielt auf den Kommunistenfesten, weil ich gesagt habe: Ich stehe dazu, mit Kommunisten zusammenzukommen, mit ihnen zu reden, zu diskutieren, auch Feste zu feiern. Aber ich bin keiner. Meine Form des Widerstands hat nie sympathisiert mit der Leninschen Revolution und der Leninschen Art der Revolution. Können wir da lieber bei Meister Goethe bleiben, der, nach außen hin gesehen, sicher kein Revolutionär war? Wenn man sein Werk betrachtet, war er zweifellos einer.


Donna San Floriante:
Lassen Sie uns noch kurz bei der Revolution bleiben. Während der Oktoberrevolution hat der spätere Volkskommissar für Kultur, Anatoli Lunatscharski, Vorträge von drei, vier Stunden gehalten, über Shakespeare oder griechisches Drama, vor 30000 bis 40000 Leuten, vor allem Arbeitern. Ist das eigentlich Relevante an Revolutionen die geistige Veränderung, die sich eben auch in einer Eroberung von äußeren Machtstrukturen ausdrückt?

Konstantin Wecker:
Ja, natürlich. Darum gibt es ja zur Zeit eine so geglückte Konterrevolution. Das ist doch das, was uns so maßlos aufregt. Sie haben wirklich alles geistig verändert, die Neoliberalen und vor allem die Neokonservativen. Die Konterrevolution hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, wie wichtig es wäre, wieder die intellektuelle Debatte zu beherrschen. Das ist gar keine Frage. Nur, wie kommen wir ran, wenn die Machtmittel durchweg im Besitz der Herrschenden sind? Wenn wir keine Chance mehr haben, an die Mittel zur Verbreitung ranzukommen, außer ein bißchen im Internet?


Donna San Floriante:
Das Internet ist eine sehr ambivalente Erscheinung, aber wir haben viele Bücher, in denen sich rebellisches Wissen aller Art versteckt oder auch Wissen, das überhaupt erst rebellisch wird, weil die Zeiten sind, wie sie sind. Da wären wir wieder bei Goethe und der These, daß sein Werk heute etwas Explosives bekommt durch die Verrohungsstrategie, der wir uns alle ausgesetzt sehen.

Konstantin Wecker:
Ich halte es für eine große Errungenschaft des Christentums und für eine Besonderheit gegenüber den asiatischen Religionen, daß es die Intellektualität nicht verdammt. Kirchengeschichtlich verhält sich das anders, aber wenn ich Christentum sage, meine ich klarerweise nicht eine wie auch immer geartete institutionalisierte Form. Die christlichen Urväter hatten eine Ahnung von der griechischen Philosophie, sie hatten eine Ahnung vom Buddhismus, sie wußten ganz genau, was es an geistlicher Kultur bis dahin gegeben hat.

Das ist, was mich an der Esoterik maßlos stört: den Verstand auszublenden, weil das einzige Ziel sei, eins in allem zu werden. Deswegen brauchen wir uns nur zurückzuziehen und vom Verstand zu verabschieden, daß wir uns dann alle ganz friedlich – Friede, Freude, Eierkuchen – miteinander meditierend wiederfinden.

Das funktioniert natürlich nicht. Wir leben in einer Welt, in der wir den Verstand gezielt und gut einsetzen müssen, in einer Welt, in der wir uns bilden müssen. Und wir sehen ja, wie gut die Strategien, die Bildung abzubauen und zu vernichten fürs gemeine Volk, funktionieren, wie den Leuten immer mehr Ablenkungen verschafft werden, die von der Bildung wegführen. Durch private Fernsehanstalten und durch Werbung funktioniert das leider sehr gut.


Donna San Floriante:
Die frühe Mönchsbewegung hat die antike Geisteswelt zerschlagen, wobei gerade die römischen und griechischen Satiriker am meisten bekämpft wurden, weil das Lachen an sich satanisch war, eine teuflische Energie. Da hätten die Democlowns viel zu tun gehabt.

Konstantin Wecker:
Das ist immer die Gefahr. Ich werde wirklich ängstlich, wenn ich sehe, wie die medialen Machtstrukturen bestimmtes Wissen gezielt ausklammern. Umso befriedigter bin ich, wenn ich in eine gut sortierte Buchhandlung gehe. Wir können in Büchern fast alles bekommen, worüber wir uns wirklich informieren wollen. Nur, wer geht noch in Buchhandlungen, um bestimmte, kritische Bücher herauszusuchen? Oder wer geht ausschließlich in Buchhandlungen, um die Top Ten der Bestsellerliste zu kaufen?


Donna San Floriante:
Und selbst, wenn ich rebellisches Wissen oder aufsässige Emotionalitäten in Büchern finde: Wie setze ich sie um in der Welt? Lesen darf man immer viel.

Konstantin Wecker:
Ich habe bei Morris Berman, diesem hochspannenden amerikanischen Kulturphilosophen, eine sehr eindringliche Schilderung gelesen. Es ist wohl in der berühmten dunklen Zeit des Mittelalters, als dann plötzlich, mit dem 13. Jahrhundert die Gotik wie aus dem Nichts auftauchte, mit einem ungeheuren Wissen. Innerhalb von ein paar Jahrzehnten, da platzte aus einer dunklen Zeit ein neues Weltalter. Berman beschreibt, wie zuvor irische Mönche versuchten, das gesamte Wissen, das im 8.Jahrhundert noch vorhanden war, in ihren Klöstern zu retten, es weiterzutragen. Es wurde weiter abgeschrieben, damals mußte man ja alles abschreiben. Es wurde weiter bewahrt und weitergetragen. Das waren Leute, die wahrscheinlich nicht geglaubt haben, daß dieses Wissen eines schönen Tages die Welt retten könnte. Es war ihnen einfach wichtig, es nicht kaputtgehen zu lassen, wohl weil sie geahnt haben, daß diese Erkenntnisse irgendwann mal gebraucht werden und eine neue Relevanz gewinnen würden.


Donna San Floriante:
Es gibt in dem Roman von Lion Feuchtwanger, »Jud Süß«, den Topos des Verkapselten. Die Kapsel umschließt altes Wissen. Dadurch, daß man es tatsächlich im Bewußten vergißt, der Auseinandersetzung mit schlechten Zeiten entzieht, rettet man das Wissen unbeschädigt in und für die neue Zeit. Dann rührt irgend etwas, unverhofft, an dem Verkapselten, die Kapsel öffnet sich und wirkt als eine Art geistiger Zeitbombe.

Konstantin Wecker:
Ich bin nicht hoffnungslos geworden und nicht weniger bereit für dieses verkapselte Revolutionäre in einem, vor allem, um wieder auf den kriegerischen Bereich zu kommen, wenn man immer mehr spürt, wie die Machtverhältnisse kippen.

Ihr habt in der jW neulich eine sehr spannende Themaseite gehabt. Das war ein Diagramm, das zeigte, daß der Krieg ein so unglaubliches Geschäft geworden ist, weil man immer mehr Privatarmeen einsetzt. Die werden zu Tausenden aus dem Boden gestampft. Dazu kommt gewissermaßen das Catering, das nötig ist, um den Krieg täglich zu bedienen. Alles in allem ein gigantischer Wirtschaftsfaktor.

Früher dachte ich noch, Nationen, die Krieg führen, wollen diesen Krieg gewinnen. Heute ist mir klar, man will keinen Krieg mehr gewinnen. Man will ihn führen. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Womöglich war es beim Dreißigjährigen Krieg ebenso. Vielleicht ist er deshalb so lange durchgezogen worden, weil ohne ihn die ganze Wirtschaft zusammengebrochen wäre, die mit dem Krieg zu tun hatte.


Donna San Floriante:
Das ist ein interessanter Bezug zum Ende unseres Gesprächs. Egon Friedell setzt in seiner »Kulturgeschichte der Neuzeit« die Pest und den Dreißigjährigen Krieg an den Beginn der Neuzeit. Er schildert, was sicherlich auch eine von der Stadt Wien geprägte Perspektive auf Katastrophen ist, wie sich in dem empfundenen Weltuntergang der Aufgang einer neuen Welt vollzieht. Geht im Moment eine Welt auf?

Konstantin Wecker:
Um das Wort Spiritualität vielleicht gar nicht in den Mund zu nehmen...


Donna San Floriante:
Jetzt ist’s schon passiert.

Konstantin Wecker:
Es ist jedenfalls so, daß sich durch diesen Zustand des permanenten Krieges, in den wir längst eingetreten sind, eine Roheit breitmacht, wo kein Herz mehr wirklich vorhanden ist für sozial Schwächere. Wer versucht, dafür ein Herz zu haben, wird als Gutmensch desavouiert und in den Bereich der Spinner, Träumer und ­Idioten verbannt.

Vielleicht ist das auch ein letztes Aufbäumen einer ... Clique, muß man fast sagen. Nein, es ist nicht eine Clique, die sich daran bereichert.


Donna San Floriante:
Eine Klasse?

Konstantin Wecker:
Eine Klasse, ja. Clique ist ein falsches Wort, das klingt schon wieder nach Weltverschwörung. Das alles ist keine Verschwörung. Überhaupt nicht. Es ist system­immanent.


Donna San Floriante:
Was davon ist menschenimmanent?

Konstantin Wecker:
Vieles an diesen ganzen politischen Szenarien kann man reduzieren auf den persönlichen Wunsch, glücklich zu werden. Der ist uns allen immanent.

Wir leben aber in diesem kapitalistischen System mit einem Denkfehler – übrigens hat auch das sozialistische am Schluß diesen gleichen Denkfehler gemacht. Glücklicher zu werden bedeutet nicht, gierig anzusammeln. Glück heißt, einen inneren Frieden zu erlangen, innere Freiheit.

Wenn ein Herr Soundso vom Management drei Millionen im Jahr hat, und er wäre mit diesen drei Millionen, die wirklich nicht wenig Geld sind, glücklich und zufrieden – würde er dann im nächsten Jahr vier oder fünf Millionen haben wollen? Er will aber im nächsten Jahr vier oder fünf Millionen, und er will im Jahr darauf auch noch mehr Macht dazu.

Wie heißt es im Film »Der große Diktator« so schön: Heute gehört uns Deutschland und morgen ... und dann streichelt der wunderbare Charlie Chap­lin seinen Globus und tanzt mit ihm. Er spricht es gar nicht mehr aus.



Quelle:

Mehr Informationen: http://www.hinter-den-schlagzeilen.info/pm/weblog.php

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