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PROJEKT FRIEDEN - Wie sich Kinder und Jugendliche aktiv für Frieden und Menschenrechte einsetzen können23.05.2009

Regenbogenfahne FRIEDEN

Eine Unterrichts- und Projekteinheiten der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.) für Schulen und Jugendgruppen

Liebe Jugendliche, Lehrer/innen und Leiter/innen von Jugendgruppen,

wer die Fernsehnachrichten anschaut, wird – in ausgewählten Bildausschnitten – mit der Wirklichkeit konfrontiert. Zurzeit toben weltweit mehr als 40 Kriege und Bürgerkriege. Tagtäglich sterben unschuldige Menschen – allen voran Kinder und Frauen. Millionen Menschen müssen ihr Heimatland verlassen, die meisten von ihnen fliehen in die Nachbarländer. Durch kriegerische Auseinandersetzungen werden ganze Landstriche verwüstet und, beispielsweise mit Landminen, unbewohnbar gemacht.

Menschenrechte werden in Kriegen und Bürgerkriegen mit Waffengewalt unterdrückt, Mädchen und Frauen werden von Soldaten systematisch vergewaltigt. Weltweit gibt es heute rund 300.000 Kindersoldaten, vor allem Jungen werden zum Krieg an der Waffe gezwungen. Kinderrechte, wie der Schutz vor körperlicher, seelischer und sexueller ²Gewalt und das Recht auf Bildung, werden in Diktaturen und Scheindemokratien aufs Schlimmste verletzt.

Soldaten schießen mit so genannten „Kleinwaffen“, wie Revolvern, Maschinenpistolen oder Sturmgewehren. Durch Gewehrkugeln sterben zwei von drei Kriegsopfern. Als einer der größten Rüstungsexporteure profitiert die Bundesrepublik Deutschland von Kriegen. Ausgerüstet mit deutschen Gewehren, kämpfen Soldaten auf den Schlachtfeldern in aller Welt. Deutschland produziert und exportiert Waffen, das schafft Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie und steigert die Profite der Waffenfirmen. Mit ihren Waffen werden aber auch Menschen in aller Welt getötet – wie bereits gesagt: allen voran wehrlose Kinder und Frauen.

Außenpolitik wird heute wieder mit militärischen Mitteln betrieben. Deutsche Soldaten befinden sich im Krisen- und Kriegseinsatz in Afghanistan und in vielen weiteren Staaten. Vergessen scheinen die schrecklichen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, vorbei die Zeiten militärischer Zurückhaltung. Längst ist die Bundeswehr wieder Kriegspartei, wie der Krieg in Afghanistan belegt. Die ersten Bundeswehrsoldaten sind tot aus den Kriegseinsätzen zurückgekehrt, viele weitere werden folgen.

Dürfen Kinder und Jugendliche sich mit Themen wie diesen beschäftigen? Manche Erwachsene sagen nein. Sie behaupten: Das Geschehen in Kriegen und Bürgerkriegen geht Kinder und Jugendliche nichts an. Sie sind zu jung, um den Schrecken des Krieges ins Gesicht zu sehen. Kinder und Jugendliche brauchen Schutzräume, sie müssen möglichst lange behütet aufwachsen. So und so ähnlich argumentieren diejenigen, die die unangenehmen Tatsachen lieber verdrängen.

Wir sehen das anders. Wir wissen, dass die heutige Generation von Kindern und Jugendlichen politisch interessiert ist (wenn auch kaum parteipolitisch). Wir wissen, dass Kriege keine Angelegenheit von Erwachsenen alleine sind. Schlimmer noch: Kriege werden von Erwachsenen gemacht, ihre Opfer sind zumeist Kinder und Jugendliche in anderen Ländern. Aber auch bei uns gibt es Formen gewaltsamer Konfliktaustragung. Studien belegen, dass die Gewalt in Schulen zunimmt. Die Gründe dafür sind vielfältig, einer davon ist das Freizeitverhalten mit gewaltverherrlichenden Computerspielen (die so genannten „Killerspiele“).

Über Gespräche in den Familien und im Freundeskreis, über Killerspiele, über das Anschauen von Kriegs- und Antikriegesfilmen im Kino, über die vielzähligen Fernsehberichte und die tagtäglichen Nachrichtensendungen werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen mit brennenden Fragen unserer Zeit konfrontiert: Welche Folgen hat das regelmäßige Spielen von Killerspielen? Wann wird aus dem künstlichen (virtuellen) Spiel, wirkliche (reale) Gewalt? Warum gibt es Krieg? Aus welchen Gründen und mit welchen Interessen werden Kriege geführt? Wer profitiert von den Rüstungsexporten? Wer sind die Opfer?

Diese allgemeinen Fragestellungen führen uns zu Fragen, die sich gerade Kinder und Jugendliche besonders intensiv stellen: Wie kann ich meine Freizeit sinnvoll gestalten? Was kann ich gegen Krieg und Menschenrechtsverletzungen tun? Melde ich mich später bei der Bundeswehr zum Dienst an der Waffe? Oder verweigere ich den Kriegsdienst und leiste Zivildienst in einem Krankenhaus oder Pflegeheim? Wie kann ich mich aktiv für Frieden und Menschenrechte einsetzen?

Wir wollen hinschauen. Wir wollen helfen. Und wir wollen unseren Teil zu einer friedlicheren, gerechteren und damit besseren Welt beitragen. Mit unserem PROJEKT FRIEDEN (PROFRI) stellen wir allen Interessierten Informationen und Projektmappen mit Unterrichtsvorlagen, Film- und Buchtipps zur Verfügung. Diese sollen Schulklassen, der Schülermitverantwortung (SMV) oder Jugendgruppen helfen, sich im Unterricht, bei SMV-Thementagen oder in der Projektarbeit intensiv mit den Fragen von Krieg und Frieden auseinanderzusetzen. Kinder und Jugendliche sollen diskutieren und sich ihre eigene Meinung bilden. Und sie sollen erfahren, wie sie sich in ihrem Sinne aktiv für Frieden und Menschenrechte einsetzen können. Dabei ist es hilfreich Menschen kennen zu lernen, die sich in ihrem Leben vorbildlich als Friedenstifterinnen und Friedensstifter eingesetzt haben.

Das PROJEKT FRIEDEN will der Unkultur des Krieges die Bildungskultur des Friedens entgegensetzen. Begonnen haben wir damit in einer Klasse der Lessing-Realschule Freiburg mit dem Planspiel „Sollen besonders gewaltverherrlichende Computerspiele für Jugendliche unter 18 Jahren verboten werden?“ Daraus erwachsen ist inzwischen die PROFRI-Projekteinheit-01 „Krieg in Kinderköpfen. Von virtuellen Welten zur realen Gewalt“. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Frage, welche Folgen das Spielen gewaltverherrlichender Computerspiele („Killerspiele“) für Jugendliche haben und welche Negativfaktoren zusammentreffen müssen, damit es zu Amokläufen kommen kann. Und wir suchen nach sinnvollen Alternativen des Freizeitverhaltens.

Das Planspiel haben wir mittlerweile mit viel Zuspruch in verschiedenen Klassen unterrichtet, unseren Vortrag „Krieg in Kinderköpfen“ wiederholt bei SMV-Thementagen vor Schülersprecherinnen und Schülersprechern einer Vielzahl von Schulen gehalten. Erfreulicherweise haben viele Klassen- und Schülersprecher/innen sowie Lehrer/innen daraufhin die Projekteinheit angefordert und selbst im Unterricht behandelt.

Die zahlreichen Rückmeldungen und Nachfragen bezüglich der PE-01 und die weit darüber hinausreichenden Bitten um Unterstützung zeigen uns, dass ein breites Interesse an Unterrichts- und Projekteinheiten zu Fragestellungen von Gewalt und Vermeidungs- und Lösungsstrategien, von Krieg und Frieden, von Menschenrechten und globaler Gerechtigkeit besteht. Uns haben vielen positiven Rückmeldungen den Impuls zu weiter reichenden konzeptionellen Gedanken gegeben.

Mit dem PROJEKT FRIEDEN starten wir deshalb eine Reihe konkreter Projekteinheiten, mit der die Nachfrage nach Vorlagen für die oben genannten Themenbereiche ausgefüllt werden soll. Die Lehr- und Bildungspläne der einzelnen Bundesländer erlauben durchaus, diesen Fragestellungen im Unterricht deutlich mehr Platz einzuräumen.

Jetzt liegt es an Euch und Ihnen, aktiv zu werden. Für die Zukunft sind PROFRI-Projekteinheiten weiteren Themenbereichen geplant.


Übersichtsmaterialien zm Projekt Frieden:
Projekt Frieden 00-1-Einführung
Projekt Frieden 00-2-Übersicht (pdf-Datei)
Projekt Frieden 00-3-Kontaktadressen-Stand April 2009 (pdf-Datei)

Materialien zum Ausdrucken zu den Projekteinheiten

Mehr Informationen: http://www.ruestungsexporte-stoppen.de

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