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Hamburger Abendblatt: Im Minenfeld der Seele21.01.2008

Hamburger Abendblatt - www.abendblatt.de

Bundeswehr 1996 wurde Hauptmann Fritsche in Bosnien verletzt - der Fuss ist verheilt, das Trauma dauert an
Wie viele andere Kameraden auch führte Fritsche einsam seinen Kampf gegen Erinnerung und Selbstzweifel. Bis er im Bundeswehr-Krankenhaus Hamburg endlich Hilfe fand.

Von Miriam Opresnik

Hamburg -

Irgendwann, als die Zeit gekommen war, holte Hauptmann Karl-Heinz Fritsche (51) seine Reisetasche aus dem Keller und packte. Ein paar Unterhosen, Socken, T-Shirts. Er wusste nicht, wie lange er fortbleiben würde. Von zu Hause, von seiner Frau Biene, seinem Sohn. Persönliche Gegenstände nahm er kaum mit. Nur ein Foto seines Enkelkindes. Und die Hoffnung, gesund zurückzukehren.

Zwei Auslandseinsätze hatte der Bundeswehrsoldat hinter sich, in Kroation/Bosnien und Bosnien-Herzegowina. Jetzt zog er wieder in den Kampf. Den Kampf gegen sich selbst. Gegen die Vergangenheit, die Erinnerung.

"Die Erinnerung ist mein größter Feind", sagt er. So unvorbereitet wie ihm in Bosnien eine Mine den Fuß zerfetzte, so unvorbereitet kommt heute die Erinnerung. Manchmal reicht ein Geräusch oder ein Geruch, und Karl-Heinz Fritsche ist wieder in dem kleinen Dorf in Bosnien, in Visoko. Dann sieht er sich durch die Luft fliegen, am Boden liegen, bluten. Und er sieht, was er nicht sehen will: dass ihm ein Teil des Fußes fehlt.

Als also die Zeit gekommen war, packte Fritsche die Reisetasche in seinen Renault Clio und fuhr nach Hamburg. Lesserstraße 180 tippte er in das Navigationssystem ein. Zur Abteilung VI B fragte er sich durch. Die Zeit war gekommen, um sich helfen zu lassen.

Mehr Informationen: http://www.abendblatt.de/daten/2008/01/18/838300.html

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