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Der Krieg in Afgfhanistan wird unerbittlicher und grausamer. 18.04.2012

www.friedensratschlag.de

Zu den neuen Enthüllungen über Leichenschändungen in Afghanistan erklärt der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag Peter Strutynski:

Die jüngsten Enthüllungen über Leichenschändungen in Afghanistan, begangen von US-Soldaten an getöteten Aufständischen, belegen aufs Neue, dass der Krieg am Hindukusch die beteiligten Soldaten mehr und mehr brutalisiert und entmenscht. Alle Erklärungen offizieller Vertreter der US-Streitkräfte und der NATO, die Vorgänge "repräsentieren keinesfalls die Werte oder den Professionalismus der überwältigenden Mehrheit der US-Soldaten", sind die Tasten nicht wert, auf denen sie getippt wurden.

Sind die "Werte" denn nicht schon über Bord geworfen worden, als der Krieg gegen Afghanistan befohlen wurde? Wurden sie nicht schon außer Kraft gesetzt, als der Oberbefehlshaber der Interventionstruppen, Präsident Bush, den Befehl gab, "Terroristen" in Afghanistan und überall in der Welt zu jagen und zur Strecke zu bringen? Wo zeigen sie sich in der Behandlung der "feindlichen Kämpfer", die außerhalb jeglichen Rechts in Guantanamo seit Jahren gefangen gehalten werden? Welche moralischen Maßstäbe hat das deutsche Verteidigungsministerium angewandt, als es nicht nur die Ermittlungen gegen Oberst Klein, den Verantwortlichen für das Massaker von Kundus, einstellte, sondern ihn nach einer kurzen Schamfrist sogar noch beförderte?

Zehn Jahre Krieg in Afghanistan hinterlassen ihre Spuren bei den Soldaten, denen eingeredet wird, im Namen des Guten, der Freiheit und sonstiger hoher Werte gegen weitgehend entmenschte Gegner, gegen die Inkarnation des Bösen zu kämpfen. Die psychische Verrohung von Soldaten ist eine der viel beschriebenen Folgen eines Krieges. Sind denn die Bilder von Abu Ghraib vergessen? Die in dem US-Gefängnis vorgenommenen Folterungen irakischer Gefangener gingen auf ein CIA-Handbuch zurück (das sog. "Kubark Counterintelligence Interrogation" von 1963), das jahrzehntelang Richtschnur für die Behandlung von Gefangenen in allen Erdteilen war. Die darin empfohlenen Foltermethoden wurden später vom US Army's Mobile Training Team übernommen, das in den 80er Jahren in Mittelamerika sein Unwesen trieb. Seit dem "war on terror" (2001) werden in Guantanamo, auf der US-Air Base von Bagram in Afghanistan und in anderen CIA-Gefängnissen Inhaftierte nach solchen "Regeln" gefoltert und ihrer Menschlichkeit beraubt. Und es sind beileibe nicht nur US-Soldaten, die im Krieg verroht sind. Zu erinnern ist beispielsweise an die obszönen Totenschändungen durch Bundeswehrsoldaten, die im Oktober 2006 bekannt wurde.

Der Krieg in Afgfhanistan wird unerbittlicher und grausamer. Zu "gewinnen" ist er ohnehin nicht. Gerechtfertigt war er erst recht nicht. Liegt es da nicht nahe, jetzt den Abzug aus dem Land zu organisieren? Sofort, bedingungslos und unwiderruflich! Es ist verantwortungslos, bis 2014 damit warten zu wollen.

Mehr Informationen: http://www.ag-friedensforschung.de

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