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Kenia erstickt in blutiger Gewalt02.01.2008

Kenia - www.de.wikipedia.org

NEUES DEUTSCHLAND

{Bereits knapp 300 Todesopfer seit umstrittener Präsidentenwahl am 27. Dezember
Wut, Frustration und ethnischer Hass entladen sich nach der Präsidentenwahl in Kenia in blutiger Gewalt. Die Zahl der Toten seit dem Urnengang am 27. Dezember stieg laut Polizei auf knapp 300.}


Nairobi (Agenturen/ND). Mit Macheten und Knüppeln gehen Männer der Volksgruppen der Luo und Kikuyu aufeinander los. Für andere sind die Unruhen ein willkommener Anlass, zu plündern und alte Rechnungen mit missliebigen Nachbarn zu begleichen.

Mindestens 35 Menschen verbrannten am Dienstag bei lebendigem Leib, als eine aufgebrachte Menschenmenge eine Kirche in Eldoret im Westen des Landes in Brand setzte, berichteten Medien unter Berufung auf örtliche Polizisten. In dem Gotteshaus hatten Flüchtlinge Schutz vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen gesucht. Der britische Rundfunksender BBC meldete, bei den Opfern handele es sich um ethnische Kikuyu. Die Ethnie, der auch Präsident Mwai Kibaki angehört, ist seit der angeblichen Wiederwahl und der eiligen Vereidigung Kibakis am Sonntagabend Ziel zahlreicher Übergriffe gewesen.

Oppositionsführer Raila Odinga, ein Luo, der den Wahlsieg für sich in Anspruch nimmt, warf der Polizei vor, die Bevölkerung im Auftrag der Regierung zu provozieren und willkürlich Menschen zu erschießen. Trotz eines polizeilichen Verbots rief Odinga seine Anhänger auf, am Donnerstag an einem Trauermarsch für die Demokratie in Nairobis Innenstadt teilzunehmen. Er erwarte mindestens eine Million Teilnehmer. In den Slums von Nairobi rufen junge Männer »Kein Frieden ohne Raila!«, und in vielen Städten vor allem an der Küste und im Westen des Landes wird der Ruf aufgegriffen.

Unterdessen stieg der Druck auf Präsident Kibaki, die Ergebnisse der Wahl von unabhängiger Seite kontrollieren zu lassen. Die USA, die Kibaki unmittelbar nach seiner Vereidigung als einzige gratuliert hatten, zogen ihre Glückwünsche wieder zurück. Es gelte, besorgniserregende Unregelmäßigkeiten zu untersuchen, hieß es stattdessen. Der britische Premier Gordon Brown verlangte von Kibaki, auf seinen Widersacher Odinga zuzugehen. Der Chef der EU-Wahlbeobachter, Alexander Graf Lambsdorff, forderte bei der Vorstellung des vorläufigen Abschlussberichts am Dienstag eine Neuauszählung der in den Wahlkreisen gesammelten Ergebnisse. »Wir haben Zweifel, ob die veröffentlichten Ergebnisse tatsächlich die Entscheidung der kenianischen Wähler widerspiegeln.« Lambsdorff warnte vor den Folgen, sollte die Regierung eine Überprüfung weiter ablehnen. »Kenia galt immer als Modell in Afrika, diese Rolle steht jetzt auf dem Spiel.«

Die slowenische EU-Ratspräsidentschaft veröffentlichte am Dienstag in Brüssel eine Erklärung, in der sie namens der Europäischen Union zu einem Ende der Gewalt aufruft. Die 27 EU-Staaten forderten die Konfliktparteien auf, eine Lösung auf Grundlage von Recht und Gesetz zu suchen.

Mehr Informationen: http://www.neues-deutschland.de/artikel/121742.html

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