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»Großpuppen sind gut für kreative Proteste«01.03.2012

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Aktivisten der Friedensbewegung treffen sich am Wochenende in Mannheim zur Fortbildung gegen die Militarisierung der Schulen. Gespräch der jungen Welt mit Roland Blach

Am kommenden Wochenende findet zum zweiten Mal ein Aktionstraining für Friedensbewegte statt. Anders als beim ersten Mal vor eineinhalb Jahren steht »PAXX« ganz im Zeichen des Protestes gegen die Militarisierung der Schulen. Warum?
Die Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr an Schulen sind heute so umfangreich wie nie zuvor. Mittlerweile haben acht Bundesländer Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr unterzeichnet, die Jugendoffizieren Vorrang in den Bildungseinrichtungen einräumen. Sie sind damit insbesondere in die Ausbildung der Referendare und die Lehrerfortbildung eingebunden. Teilweise sind diese Veranstaltungen für Referendare verpflichtend. Sogenannte Bildungsangebote der Bundeswehr werden über die Medien der Kultusministerien veröffentlicht.

»PAXX« wendet sich also gegen die militärpolitische Indoktrinierung von Jugendlichen?
Selbstverständlich, wir wenden uns aber auch dagegen, daß Wehrdienstberater in die Schulen und auf Jobmessen gehen, um die Soldaten von morgen anzuheuern. Auch in Schülerzeitungen wirbt die Bundeswehr in Anzeigen für eine »Karriere mit Zukunft«. Davon abgesehen ist es ein Unding, daß sie in eigenen Unterrichtsmaterialien jungen Menschen Krieg als politischen Normalfall verkauft.

Täuscht der Eindruck, daß die Aktionen gegen Jugendoffiziere bislang eher ein wenig altbacken daherkommen? Flugblätter verteilen und das war’s?
Wir stehen am Beginn einer aktionsorientierten Bewegung gegen die Militarisierung der Schulen. Und dazu ist es erst einmal notwendig, großflächig Aufklärung zu betreiben. Denn noch stören sich nicht viele Schüler, Lehrer und Eltern daran. Neben Flugblattaktionen gibt es aber schon jetzt Beschlüsse von Schulkonferenzen, die keine Soldaten an ihren Schulen dulden. Und allein mit Flugblatt- und Banneraktionen vor Schulen läßt sich schon jede Menge Wirbel erzeugen.

Wirkt das im Zeitalter digitaler Medien nicht sehr überholt auf Jugendliche? Immerhin können Jugendoffiziere packende Geschichten aus Afghanistan erzählen oder die für Jugendliche spannende POL&IS-Simulation anbieten.
Wir wollen die Aktionsformen erweitern. Genau das ist ja Sinn der Aktionskonferenz. »PAXX« ist eine Art Akademie oder Weiterbildungsangebot für Friedensbewegte, weil wir unbedingt aktionsorientierter werden müssen. Wir bieten am Wochenende jede Menge Möglichkeiten, sich auf das praktische Tun vorzubereiten, es gibt aber auch inhaltliche Vorträge.

Was heißt das konkret?
Wir üben z. B. das professionellere Entwerfen von Bannern oder Flugblättern. Das machen wir nicht als Trockenübung, sondern am Computer, wir stellen aber auch Pinsel und Farben usw. bereit. Bei »PAXX« kann man Aktionsmöglichkeiten in Workshops kennenlernen und ausprobieren. Politisches Straßentheater etwa oder Videoarbeit. Außerdem beschäftigen wir uns damit, wie man erfolgreich Pressearbeit machen kann.

Auf Ihrer Programm steht unter anderem »Großpuppenbau« – was hat das mit Jugendoffizieren zu tun?
Großpuppen sind gut für kreative Proteste vor Schulen, bei Demos usw. – sie sind immer ein Hingucker. Und für diejenigen, die in der Puppe stecken, ist es darüber hinaus auch noch lustig.

Welches Teilnehmerspektrum erwarten Sie?
Wir rechnen bislang mit etwa 50 Interessenten, Schülerinnen und Schüler, junge Erwachsene, Aktivisten der Friedensbewegung. Im Moment sind noch Plätze frei, für 30 Euro – bzw. 20 Euro ermäßigt – kann man sich noch anmelden.

Wann wird man praktische Ergebnisse von »PAXX« sehen?
Wir versuchen, so schnell wie möglich alle Infos – Berichte, Fotos, Videos – auf unsere Webseite zu stellen.


Das Interview führte Frank Brendle

Mehr Informationen: http://www.paxx-action.net

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