Dies ist das Archiv der alten DFG-VK-Webseite. Sie war von 2007 bis 19. Oktober 2015 online. Schau Dich gern um.
Die aktuelle Seite findest Du unter www.dfg-vk.de.

Zivilcourage 04/2011 erschienen - Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus 13.12.2011

ZC 4/2011

Titel: Der Kampf um Würde im Land der Verbrecher
Der Wehrmacht-Deserteur Ludwig Baumann blickt auf sein 90-jähriges Leben zurück

Liebe Leserin, lieber Leser,

im 90. Psalm heißt es: „Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn es hochkommt, so sind's 80 Jahre...“ Ludwig Baumann feiert nun Mitte Dezember seinen 90. Geburtstag, glücklicherweise einigermaßen gesund und sehr klar im Kopf. Und blickt auf ein Leben zurück, dass uns manches lehren kann:

Dass wir uns entscheiden müssen gegen Unrecht. Er hat das als Soldat 1942 getan und ist aus der Wehrmacht desertiert, weil er den „Wahnsinn des Krieges“ nicht länger mitmachen wollte; weil er selber leben wollte, und weil andere leben sollten und nicht durch ihn sterben.

Dass wir bereit sein müssen, die Konsequenzen unserer Entscheidungen und unserer Handlungen zu tragen. Glücklicherweise wird uns das heutzutage nicht, wie damals Ludwig Baumann, in die Todeszelle führen. Aber auch für uns können Entscheidungen gegen das Unrecht und gegen Krieg notwendig und richtig sein, die riskant sind.

Dass wir einen langen Atem brauchen und nicht aufgeben dürfen. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die Deserteure und „Kriegsverräter“ endlich rehabilitiert wurden. Gegen den hartnäckigen Widerstand derer, die aus der Geschichte nichts lernen wollten und wahrscheinlich, wenn sie könnten, Kriegsdienstverweigerer und Deserteure immer noch „an die Wand stellen“ würden.

Das wir uns zusammenschließen und gemeinsam für unsere Ziele kämpfen müssen. Alleine hätte Ludwig Baumann die Rehabilitierung der Wehrmachtdeserteure nicht erreicht. Die „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“ war sein Forum und die Solidarität vieler Gruppen der Friedensbewegung haben dazu beigetragen, dass die Politik nicht mehr „nein“ sagen konnte.

Dass es in unserem Leben um Würde geht. Ein auf den ersten Blick vielleicht altmodischer Begriff, der aber für mich durch das Vorbild Ludwig Baumanns mit seiner Desertion und seinem langen Kampf um Rehabilitierung und gegen Unrecht einen lebendigen Inhalt bekommt. Und damit auch die Garantie des Artikels 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ beispielhaft konkret macht.

Stefan Philipp


aus dem INHALT

Titel
Seite 4 - Der Kampf um Würde im Land der Verbrecher: Der Wehrmacht-Deserteur Ludwig Baumann blickt auf sein 90-jähriges Leben zurück
Seite 9 - Sonnhild Thiel: Ein langer schwerer ... erfolgreicher Weg
Seite 10 - Detlef Mielke: Ein Deserteurdenkmal für Hamburg - Desertion und Kriegsdienstverweigerung zum Thema machen

Geschichte
Seite 12 - Frank Brendle: Je näher an der Gegenwart, desto stärker wird die Propaganda
Das neue Militärhistorische Museum in Dresden

Antimilitarismus
Seite 14 - Lothar Eberhardt: Friedensarbeit mit gespitztem Bleistift
Ein Comic zu Waffen, Rüstung und Heckler & Koch
Seite 16 - Cornelia Mannewitz: Zivilklauseln gegen Militarisierung
Lehre und Forschung müssen friedlich bleiben

Transnationales
Seite 15 - Stephan Brües: „Ein anderer Irak ist möglich!“
Zivilgesellschaftliche Ansätze in der Autonomen Kurdischen Region
Seite 16 - Christoph Neeb: Pink is hot, war is not!
War-Starts-Here-Action-Camp in Lulea in Schweden

Pazifismus
Seite 20 - Joachim Schramm: „Organisiert die Welt“
Tagung anlässlich der des 100. Jahrestages der Verleihung des Friedensnobelpreises an den DFG-Gründer Alfred Hermann Fried

Literaturhinweise
Seite 22 - Ulrich Frey: Gewaltlos gegen den Krieg
Die Lebenserinnerungen des streitbaren Pazifisten Andreas Buro

DFG-VK-intern
Seite 24 - Stefan Philipp: Ergebnisse des DFG-VK-Bundeskongresses in Leipzig
Seite 27 - Nachruf auf Rüdiger Pusch

Zivilcourage 4/2011im PDF-Format - Titelthema: Der Kampf um Würde im Land der Verbrecher (8,3 MB)

Mehr Informationen: http://www.zc-online.de

[zurück]

Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen • 2018 • Impressum