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Freiheit für Bradley Manning!

FREE Brad Manning

Nächstes Treffen:
Montag, 9. Mai 2011 – 19:30 Uhr
Bürgerhaus Gutleut, Rottweiler Str. 32, Clubraum 2


Bradley Manning – Wikileaks-Whistleblower?
Wer ist Bradley Manning?

Alle kennen Wikileaks und Julian Assange – viel weniger bekannt ist allerdings Bradley Manning, ein 23-jähriger Gefreiter und Nachrichtenanalyst der US-Armee. Ihm wird vorgeworfen, über 250.000 Dokumente an Wikileaks geliefert zu haben – unter anderem das „Collateral Murder“-Video. Es zeigt zwei US-Apache-Kampfhubschrauber im Einsatz, aus denen heraus am 12. Juli 2007 im Irak willkürlich mehr als zwölf Zivilisten mitsamt zwei Mitarbeitern der Nachrichtenagentur Reuters getötet wurden. (siehe Panorama Bericht: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/panorama975.html)
Das Kriegsverbrechen wird nicht aufgeklärt, aber der Bote verhaftet

Vergeblich hatte Reuters die Herausgabe des Videos gerichtlich zu erzwingen versucht. Und statt das im Video dokumentierte Kriegsverbrechen zu untersuchen und die hierfür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, verfolgt die US-amerikanische Armee den jungen, in Bagdad stationierten Soldaten Bradley Manning. Er wird verdächtigt, das Video WikiLeaks zugespielt zu haben.

Am 26. Mai 2010 wird Bradley Manning verhaftet, zunächst zwei Monate in Kuwait inhaftiert und dann in das Militärgefängnis der Marinebasis Quantico in Virginia überstellt. Zunächst dem Vorwurf des Geheimnisverrats ausgesetzt, erweiterte das Militär die Anklagen im März erheblich: Nun gibt es insgesamt 38 Anklagepunkte. Besonders gravierend ist, dass darunter auch der Vorwurf der Kollaboration mit dem Feind ist, womit ihm die Todesstrafe droht.


Einzelhaftbedingungen ähneln Folter

Obwohl nicht nachgewiesen wurde, dass er die Quelle der Dokumente ist, obwohl Bradley Manning selbst die Vorwürfe bestreitet, und obwohl er noch keinem Richter vorgeführt wurde und nicht rechtskräftig verurteilt ist, sitzt er jetzt schon seit mehr als neun Monaten unter menschenverachtenden Bedingungen in Untersuchungseinzelhaft im Militärgefängnis in Quantico, Virginia.

Mit der Behauptung der Armee, er sei selbstmordgefährdet, muss er jeden Tag 23 Stunden in seiner Zelle verbringen. Er darf tagsüber nicht schlafen aber nachts schaut die Wache alle 5 Minuten vorbei und es wird ihm wegen angeblicher Suizidgefahr die Kleidung weitgehend abgenommen. Eine zeitlang wurde Bradley jeden Abend gezwungen, sich nackt ausziehen, weil er gewitzelt hatte, er könnte sich auch mit seiner Unterhose aufhängen. Er musste nackt schlafen und sich beim Morgenappell nackt präsentieren. Es wird ihm jede Art sportliche Betätigung untersagt.


Breite Unterstützung für Manning und Kritik an den Haftbedingungen

Unterstützt wird Bradley Manning auch durch Daniel Ellsberg, Michael Moore, den ehemaligen CIA- und White-House-Mitarbeiter Ray McGovern und Col. Ann Wright (ehemalige Oberstleutnant der US-Armee und pensionierte Beamtin des US-Außenministeriums). Kritische Leitartikel erschienen in der New York Times und Washington Post.

An den Haftbedingungen gab es Kritik von höchster Stelle. Der UN-Sonderberichterstatter für Folter und Amnesty International befassen sich schon seit Monaten mit Vorwürfen, Bradley Mannings Haftbedingungen erfüllten den Tatbestand der Folter. Philip J. Crowley, ehemaliger Sprecher der US-Außenministerin Hillary Clinton, erklärte, dass Manning „falsch behandelt“ werde. „Was mit Manning passiert, ist lächerlich, kontraproduktiv und von Seiten des Verteidigungsministeriums schlicht dumm“. Wenige Tage später musste Crowley den Hut nehmen.

In den letzten Wochen haben 500.000 Personen eine Online-Petition an die US-Regierung unterschrieben, die für humane Haftbedingungen plädiert, und 300 renommierten Rechtsprofessoren (darunter auch Obamas Ex-Juraprofessor) haben einen Brief an den Präsidenten verfasst, in dem sie der Regierung Missachtung der verfassungsmäßig garantierten Rechte vorwerfen.

Am 12. April hat der UNO-Sonderbeauftragte für Folter, Juan Mendez die US-Regierung erneut gerügt, weil sie ihm trotz mehrfacher Anfragen kein vertrauliches Treffen mit dem Gefreiten ermöglicht. Und am gleichen Tag hat der Menschenrechtsausschuss des Bundestages mit einem Brief an US-Präsident Barack Obama appelliert, eine humane Unterbringung von Bradley Manning sicherzustellen. Auch das britische Parlament hat ihre Besorgnis über ihre diplomatische Vertretung in Washington geäußert.


Kleiner Erfolg des Protests - Endlich eine Lockerung?

Am 20. April wurde Bradley ins Militärgefängnis Fort Leavenworth in Kansas verlegt, wo die Armee verspricht, dass er wesentlich humanere Behandlung erhalten wird.

Der Kommandant der nagelneuen Fort Leavenworth „Joint Regional Correctional Facility“, Dawn Hilton, sagte, dass Manning hier bis zu 3 Stunden am Tag außerhalb der Zelle (auch im Hof) verbringen könne. Dabei werde er dann auch zu den anderen Häftlingen Kontakt haben und mit ihnen gemeinsam essen können. Er dürfe auch „eine begrenzte Anzahl von Besuchern“ empfangen. Der Ex-Sprecher des US-Außenministeriums, Philip J. Crowley, wertet die Verlegung als Bestätigung der Kritik.

Allerdings: die Verlegung nach Fort Leavenworth erschwert deutlich die Kommunikation und den Kontakt zu seinem Verteidiger David E. Coombs und zu Freunden und Verwandten, die an der Ostküste der USA wohnen.

Deswegen lassen wir nicht locker und werden weiterhin ein Auge auf seine Behandlung halten.


Unsere Forderungen:

Untersuchung des Massakers vom 12. Juni 2007 in Bagdad durch die US-Justiz und
Falls es sich bestätigt, dass Bradley Manning die Quelle der Wikileaks-Dokumente ist:
Anerkennung als Whistleblower und Freilassung


German Bradley Manning Support Network

Connection e.V.
Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Landesverband Hessen
Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Gruppe Frankfurt
GI Café Germany
Iraq Veterans Against the War (IVAW) Europe
Pax Christi Limburg

Mehr Informationen: http://www.bradleymanning.de/

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