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An Schulen kein Werben fürs Morden und Sterben!01.02.2011

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Kampagne der Friedensbewegung gegen Bundeswehr-Veranstaltungen an Schulen.

Ein Gespräch mit Monty Schädel

Das Militär geht zur Nachwuchswerbung in die Schulen. Bildungsministerien von jetzt schon acht Bundesländern haben dazu Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr abgeschlossen. Wie gestaltet sich die Gegen-Kampagne der DFG-VK »Schulfrei für die Bundeswehr«?
Wir haben eine Informationskampagne für Lehrpersonal, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler gestartet, die nicht wollen, daß militärisches Denken in Schulen Einzug hält. Wir haben Materialien erarbeitet, und in Bundesländern, Städten und Gemeinden gibt es lokale Bündnisse mit anderen Organisationen, um klarzumachen: Militär hat in den Schulen nichts zu suchen! Wir verteilen auch einen Comic, der verdeutlicht, was die Bundeswehr weltweit macht: Daß sie nicht nur Brunnen baut, sondern fürs Töten verantwortlich ist. Auch mit Buttons und Aufklebern machen wir deutlich: An Schulen darf es kein Werben fürs Morden und Sterben geben.

Wieso sind diese Vereinbarungen von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen worden?
In den einzelnen Bundesländern ist es unterschiedlich gelaufen: In Nordrhein-Westfalen wurde der Vertrag in der Tat unter dem Deckel gehalten. In Mecklenburg-Vorpommern ist seine Umsetzung zunächst ins Stocken gekommen. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) hatte ihn zurückgezogen, weil er ein Werben für den Krieg in Afghanistan darin gesehen hat – später hat er doch unterzeichnet. Vielfach hängt man es einfach deswegen nicht an die große Glocke, weil die deutsche Gesellschaft die Bundeswehr nicht gern an Schulen sieht. Eltern sind da mitunter sehr kritisch, wenn die Bundeswehr Unterricht gestalten will.

Wie kommt Ihre Kampagne bei Lehrern und Schülern an?
An Infoständen nehmen sie unsere Materialien gern entgegen. In Nordrhein-Westfalen, wo einer der ersten Verträge abgeschlossen wurde, haben sich die Landesschülervertretung und der Landesjugendring positioniert: Bundeswehr hat an Schulen nichts zu suchen. Schuldirektoren wehren sich teils dagegen, wenn wir darüber aufklären, daß die Bundeswehr junge Menschen für den Kriegsdienst rekrutieren will. Mitunter sind Schülerinnen und Schüler der Friedensbewegung, die vor einem Auftritt der Bundeswehr unsere Flugblätter verteilt haben, der Schulen verwiesen worden. Es gab heftige Auseinandersetzungen.

An einem Nürnberger Gymnasium soll es deswegen handfesten Ärger gegeben haben.
Daß sich Schülerinnen und Schüler wehren, gefällt denjenigen nicht, die – wie in Nürnberg – organisieren, daß Staatssekretär Christian Schmidt aus dem Bundeskriegsministerium an die Schule kommt. In Nürnberg ist dessen Veranstaltung unter lauten Protesten zu Ende gegangen. Wir raten dazu, erst gar keine Militärangehörigen einzuladen. Schulen sind dazu da, Bildung zu vermitteln, die Bundeswehr will Krieg führen – wer etwas anderes sagt, will nur ein schöneres Bild vom Militär malen. Das Blockieren und Stören solcher Veranstaltungen befürworten die DFG-VK und andere Teile der Friedensbewegung.

Welche Erfahrungen gibt es mit »Sprechern für den Frieden«?
Dazu gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Mindestens ist zu fordern, daß ein Sprecher der Friedensbewegung dem Jugendoffizier Kontra bietet. Häufig wurde jedoch vorher soviel Gegendruck aufgebaut, daß die Bundeswehr von sich aus abgesagt hat.

In Hannover wurde ich als Gegenredner zunächst ein- und dann wieder ausgeladen, weil der Jugendoffizier nicht mit mir reden wollte. Damit war die Veranstaltung geplatzt.

Wie reagiert die Bundeswehr auf diesen Widerstand?
Meist schreckt sie davor zurück, an Schulen zu kommen, wo es Proteste gibt – sie will keine negative Öffentlichkeit. In NRW gab es im Schulausschuß aufgrund eines Antrags der Partei Die Linke eine öffentliche Anhörung. Dort hat die Bundeswehr darauf hingewiesen, daß die Aktivitäten unseres Verbandes für Jugendliche nicht besonders willkommen seien, zum Beispiel die Aktion »Schampussaufen am Ehrenmal.

Interview: Gitta Düperthal
Monty Schädel ist politischer Geschäftsführer der DFG-VK
http://www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr.de

URL: http://www.jungewelt.de/2011/02-01/017.php



Mehr Informationen: http://www.montyschaedel.de

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