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“Wir haben genug von Gewalt und Terror!”09.10.2010

www.soziale-verteidigung.de

Irakis fordern ein Ende der Gewalt in ihrem Land

Heute endet die Vierte Irakische Woche der Gewatfreiheit; das Engagement für Frieden und gegen Gewalt im Irak geht weiter: Das irakische gewaltfreie Netzwerk LaOnf machte vom 1. – 8. Oktober mit Aktionen im ganzen Irak auf das Problem der alltäglich gewordenen Gewalt aufmerksam und rief die Bevölkerung und Politik dazu auf, an dem Aufbau eines friedlichen Irak mitzuwirken.

Unter dem diesjährigen Motto „Es ist an der Zeit für eine nationale Regierung! Schluss mit dem Warten!“ gingen LaOnf-Mitglieder in allen Teilen des Irak auf die Straße, um in der Öffentlichkeit stabile politische Verhältnisse und ein Ende der Gewalt im ganzen Land zu fordern. LaOnf, das bedeutet „Keine Gewalt“, und ist der Name eines 2006 gegründeten Netzwerkes, in dem sich zivilgesellschaftliche Organisationen und Einzelpersonen aus dem ganzen Irak zusammengeschlossen haben, die die gemeinsame Überzeugung teilen, dass der Verzicht auf Gewalt die Basis für einen Wiederaufbau des Irak und einen politischen Wandel im Land sind. Die Ideen von Frieden und Gewaltfreiheit versuchen sie seitdem in Gesellschaft und Politik zu verbreiten, indem sie auf die negativen Folgen einer von Gewalt durchzogenen Gesellschaft aufmerksam machen und für Alternativen sensibilisieren. In der jährlich stattfindenden Woche der Gewaltfreiheit finden zu diesem Zweck im ganzen Land verstärkt öffentlichkeitswirksame Aktionen statt, die möglichst breite Teile der Bevölkerung erreichen sollen.

Nicht zufällig ist der Termin stets um den 2. Oktober herum gewählt, den Geburtstag des großen Vorbildes Mahatma Gandhi und seit einigen Jahren Internationaler Tag der Gewaltfreiheit. Die Theaterperformance in Bagdad, das Kulturfestival in Babylon, die
Fachtagung „Keine Gewalt gegen Frauen“ im kurdischen Dohuk oder das Fußballturnier in Erbil – die irakischen LaOnf-AktivistInnen boten eine bunte Palette von Events und Aktivitäten, die zum Mitmachen und Nachdenken über Sinn bzw. Unsinn von Gewalt anregten und Alternativen aufzeigten. Als besonderen Erfolg werteten die Veranstaltenden die Tatsache, dass in diesem Jahr erstmals auch RegierungsvertreterInnen an einzelnen Veranstaltungen teilnahmen und damit offen ihre Zustimmung zur Arbeit von LaOnf ausdrückten.

Auch in Deutschland wurde Solidarität gezeigt: Der Bund für Soziale Verteidigung veranstaltete am 2. Oktober einen Solidaritätstag in Münster, in dem u. a. in einer Live-Schaltung per Internet direkter Kontakt zu irakischen LaOnf-AktivistInnen aufgenommen wurde. „Es ist eine furchtbare Situation voller Gewalt und Terror, unter der die irakische Bevölkerung leidet. Wir wollen einen friedlichen und prosperierenden Irak schaffen, wir wollen Schritte in Richtung Gewaltfreiheit und Frieden gehen und möglichst viele dazu anregen, diesen Weg mitzugehen“, so Salar Ahmed, Koordinator des Netzwerkes. Die Öffentlichkeitsarbeit ist hierfür von besonderer Bedeutung, weiß Ahmed: „Das fehlende Bewusstsein für die verschiedenen Facetten der Gewalt und ihre negativen Folgen ist eines der größten Hindernisse für eine friedliche Entwicklung.“ Die andere große Hürde sieht er in der Zersplitterung der politischen Parteien. Die Parlamentswahlen im März haben noch immer zu keiner neuen Regierungsbildung geführt. „Die politische Instabilität hat die Gewaltakte im Land wieder verstärkt, die Menschen sind frustriert und wenden sich wieder verstärkt dem Terrorismus zu“ meint auch der LaOnf-Vorsitzende Ibrahim Ismael. Daher fordert das diesjährige Motto der Woche auch explizit die lange fällige Regierungsbildung. Auch die Arbeit von LaOnf selbst bleibt von der Gewalt im Land nicht unberührt. Mangelnde Sicherheit ist immer wieder der Grund dafür, dass geplanten Veranstaltungen keine offizielle Genehmigung erteilt wird. So drohte die Großveranstaltung in Bagdad zum Auftakt der Woche der Gewaltfreiheit aufgrund von Sicherheitsbedenken der Behörden zu scheitern, konnte jedoch, einen Tag früher als geplant, doch noch stattfinden. Eine Übersicht über diese und alle anderen im Rahmen der Woche der Gewaltfreiheit durchgeführten Veranstaltungen im Irak gibt der Bund für Soziale Verteidigung unter www.soziale-verteidigung.de.

Dass es ein beschwerlicher und teilweise auch gefährlicher Weg hin zu einem friedlichen Irak ist, hält die Laonf-Mitglieder nicht davon ab, diesen Schritt für Schritt zu gehen. Als unterstützend empfinden sie dabei insbesondere auch die internationale Solidarität, die sie von Friedensorganisationen aus aller Welt erfahren. Der Bund für Soziale Verteidigung führt zu diesem Zweck eine Solidaritäts-Fotoaktion durch, an
der sich alle Interessierten unter www.soziale-verteidigung.de beteiligen können.

Auch für das nächste Jahr gibt es bereits Pläne: „Wir beginnen gerade mit den Vorbereitungen für den Internationalen Bagdad-Marathon gegen Gewalt,“ so Salar Ahmed, „es soll der größte Lauf in der Geschichte des Irak werden.“


Mehr Informationen: http://www.soziale-verteidigung.de

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