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Protest gegen das Soldatentreffen am Ort des Todes zigtausender Kriegsgefangener07.09.2010

http://www.vvn-bda.de

Erklärung von Ulrich Sander, Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten - VVN-BdA

Schon am 6.11.2009 hieß es in der Westfälischen Rundschau: "Es dürfte eines der größten Reservistentreffen des Landes werden, wenn am 28. September 2010 auf der Landesgartenschau der ‚Bundeswehrtag' veranstaltet wird. Panzer können besichtigt werden. Marschmusik erklingt. Bundesweit will Gartenschau-Geschäftsführer Peter Friedrich in Reservisten-Verbänden Werbung für diesen Tag machen. Für Hemer wird es ein besonderer sein. Denn nur durch den Umstand, dass die Blücher-Kaserne eine neue Nutzung benötigte, wurde die Stadt im Märkischen Kreis überhaupt Gartenschau-Ausrichter: ‚Eigentlich erleben wir auf diesem Gelände den Zauber der Verwandlung, wie Schwerter zu Pflugscharen werden', sagt Friedrich. Mit dem Bundeswehr-Tag stellen wir uns unserer Geschichte.'"

Meine Anmerkung: Zu dieser Geschichte gehört der Mord an zigtausenden Kriegsgefangenen auf dem Gelände im 2. WK. Auf ihren Gräbern wird herumgetrampelt. Protest ist angesagt. Im Programm ist der Bundeswehrtag noch immer drin!!! Wer macht mit beim Protest?

Das schrieb VVN-BdA-Landessprecher Ulrich Sander in einem Brief an zahlreiche Friedensinitiativen. Jetzt hat die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten) in Nordrhein-Westfalen eine Erklärung zum größten Soldatentreffen der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben.




Erklärung des Landesausschusses der VVN-BdA NRW

Gegen das Militärspektakel von Hemer am 28. September

Auf dem Gelände der Landesgartenschau in Hemer will die Bundeswehr am 28. September eines ihrer größten Soldatentreffen durchführen, das es je gab. Der Bundeswehrverband und die Reservistenverbände sind mit von der Partie. Panzer sollen den Kindern als Spielgerät angeboten werden. Militärmärsche sollen erklingen. Es wird für Militär und Krieg geworben.

All das findet nicht nur auf dem Landesgartenschaugelände statt, sondern auch auf dem Boden des ehemaligen Stalag VI A (Kriegsgefangenen-Stammlager der Wehrmacht). Hier sind während des Vernichtungskrieges der Naziwehrmacht viele Tausende Kriegsgefangene grausam zu Tode gekommen. Mit drei Millionen Todesopfern unter den sowjetischen Kriegsgefangenen ist diese Opfergruppe eine der größten gewesen. Zigtausende kamen in Hemer ums Leben. Mindestens 25.000 von ihnen sind auf den Friedhöfen am Stadtrand in Massengräbern begraben. Weitere starben im Arbeitseinsatz als Zwangsarbeiter in der Ruhrwirtschaft; allein im Zeitraum von Juli bis November 1943 starben im Ruhrbergbau 28.000 Gefangene.

Und hier soll nun die Bundeswehr aufmarschieren. Wir sind es den Opfern schuldig, uns dagegen zu wehren.

Wir wehren uns dagegen, dass mit den Reservistenverbänden und dem Bundeswehrverband zwei besonders militaristische Großorganisationen hier für sich werben dürfen. Diese Verbände sind durchsetzt mit rechtsextremistischen Kadern. Erst kürzlich wurde es von den Verbandsführungen abgelehnt, den NPD-Vorsitzenden Udo Voigt, Hauptmann der Reserve. auszuschließen. Auch andere Nazikader sind dabei. Das war schon seit Gründung dieser Vereinigungen so, denn sie haben auch die Reservisten aufgenommen, die schon in der Wehrmacht dienten. Viele waren schon im Krieg an schweren Kriegsverbrechen beteiligt. Der Bildungsverein des Bundeswehrverbandes ist nach Karl Theodor Molinari benannt worden, einen Bundeswehr- und Wehrmachtsgeneral, der in Frankreich wegen seiner Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt wurde.

Heute rufen die Neonaziverbände ihre "jungen Kameraden" auf, sich in der Bundeswehr an Waffen ausbilden zu lassen - "für den Kampf für Deutschland". Diese Leute sind dann dabei, wenn die Zivilmilitärische Zusammenarbeit die Städte und Gemeinden durchdringt. Tausende Reservisten sehen zum Einsatz im Innern bereit - auch zum Einsatz gegen das eigene Volk. Zum Einsatz gegen Streikende.

Die Bundeswehr, die sich in Hemer feiern lassen will, ist im Kriegseinsatz. In Afghanistan führt sie den Krieg gegen die dortige Bevölkerung. Am 4. 9. 2009 hat ein Oberst Georg Klein die Ermordung von 142 Männern, Jugendlichen und Kindern befohlen - ohne dass die Bundeswehr oder die deutsche Justiz ihn belangt hätten. Strafbefreiung für Massenmord.

Wir fordern die Absetzung des Militärspektakels auf dem Gelände des Stalag VI A und der Landesgartenschau. Wir fordern Schritte zum Frieden, statt Manöver für den Krieg.

Mehr Informationen: http://www.nrw.vvn-bda.de

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