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In Afghanistan nichts Neues? Doch! Das Desaster ist vollständig.04.08.2010

5105 Zivilcourage 03-2010

(Von Tobias Pflüger für ZivilCourage – Mitgliedermagazin der DFG-VK – 3/2010)

Am 25. Juli veröffentlichte die Internetseite Wikileaks.org 90.000 geheime Dokumente der US-Armee über den Krieg in Afghanistan. Der britische „Guardian“, der deutsche „Spiegel“ und die us-amerikanische „New York Times“ brachten zeitgleich Auszüge. Diese ersten Berichte und meine ersten Eindrücke zeigen ein fatales Bild: Überall in Afghanistan werden z.B. durch die Kampfhandlungen der Alliierten deutlich mehr Zivilisten umgebracht als bisher öffentlich bekannt war. Der pakistanische Geheimdienst sei im Grunde genommen der beste Unterstützer der gegnerischen „Taliban“. Zum Zuständigkeitsbereich der deutschen Bundeswehr zeigen die Dokumente: Eine us-amerikanische Spezialeinheit jagt dort Gegner ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Und: Im Norden Afghanistans, im Bundeswehr-Bereich um Kunduz ist die Lage sehr viel schlechter als bisher zugegeben.

Und die Situation eskaliert heftig weiter: Wenige Tage vor der Veröffentlichung sind „mal wieder“ bis zu 45 Zivilisten bei einer Nato-Raketenattacke auf ein Dorf in der „Unruheprovinz“ Helmand getötet worden.

Derzeit läuft auch eine Debatte über die Umgestaltung der Bundeswehr. Doch bei allen derzeit diskutierten Modellen für die Bundeswehr ist eines immer klar: Sie soll weiter ausgerichtet werden auf eine Armee im Einsatz, im Kriegseinsatz, so wie in Afghanistan. Dies ist der Schlüsseleinsatz der Bundeswehr.

Am 4. September wird sich das Massaker von Kundus jähren. Dieses Massaker ist ein Symbol für die Kriegsführung der Bundeswehr in Afghanistan geworden. Die Schuldigen für die Ermordung von ca. 140 Zivilisten, der befehlgebende deutsche Oberst Klein und die ihn deckende Bundeswehr-Führung unter Militärminister Guttenberg haben zwar keine Strafen zu befürchten. Doch politisch ist dieses Massaker „zum Glück“ nicht ausgestanden. Selbst der Untersuchungsausschuss des Bundestages bearbeitet den Fall noch bis heute. Wir als Antikriegs- und Friedensbewegung sollten den Jahrestag für klare Proteste gegen den Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan nutzen!

Zeitgleich verschärft die Bundeswehr ihre Rekrutierungsmaßnahmen insbesondere auch an Schulen. Das ist die andere Seite der Medaille. Der Bericht der Jugendoffiziere der Bundeswehr von 2009 hat nun bestätigt, dass unsere Proteste gegen das Auftreten der Bundeswehr in Schulen teilweise ziemlich erfolgreich sind. Lasst uns auch diese Proteste verstärken!


Mehr Informationen: http://www.afghanistankampagne.de

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