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08. März: Internationaler Frauentag08.03.2010

Frauentag 01

Ellen Diederich: Von daher bin ich gegen Männer und Frauen im Militär. Ich bin für die Abschaffung allen Militärs.



(Aus aktuellem Anlass zitieren wir Auszüge aus der Präsentation von Ellen Diederich "Frauenrollen im Krieg" auf dem Frauenpolitischer Ratschlag in Düsseldorf im Oktober 2004)

Auf die Frage: Was ist Krieg? Gibt es unendlich viele Antworten. Ein Moment aber ist allen Definitionen inne: Krieg ist keine Abstraktion. Heute sind 80 – 90% der Opfer im Krieg Zivilbevölkerung, vorwiegend Frauen und Kinder.

Die Mehrheit von Frauen und Kindern ist heute unmittelbar in Gefahr,
durch DIREKTE GEWALT,
durch WAFFENGEWALT IN KRIEGS - UND KRISENGEBIETEN,
durch STRUKTURELLE GEWALT der Ökonomie, Hunger und Umweltzerstörung,
durch STAATLICH LEGITIMIERTE GEWALT bedroht oder umgebracht zu werden.


ReparaturarbeiterInnen des Krieges oder Widerstand gegen die Ursachen des Krieges

Im Bereich Reparaturarbeiterinnen des Krieges haben Frauen eine lange Tradition. Als Trümmerfrauen, die den Dreck wegräumen, den Männer gemacht haben, als Engel der Kriege, als Engel der Gefangenen und Soldaten, die als selbstlose Krankenschwestern und Ärztinnen Wunden versorgen, für die sie nicht verantwortlich sind. Als Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, als Friedensfachkräfte, die in die durch ökonomische Interessen und Waffen aus den Industriestaaten zerstörten Länder gehen. Dort Frauen, die Opfer geworden sind, versorgen und den zerstörten Ländern unsere Demokratievorstellungen nahe bringen.

Unserer Meinung nach ist diese Arbeit Teil der Kriegsstrategien.

Wir halten es für unerträglich, daß jetzt humanitäre Organisationen dafür kritisiert werden, nicht schnell genug in der Lage zu sein, die Folgen der Verbrechen, die im Interesse des militärisch-industriellen Komplexes und der weltweiten Globalisierung begangen wurden, zu lösen anstatt die Verursacher zu kritisieren.


Frauen als mittelbar und unmittelbar Beteiligte an Kriegshandlungen

Was ist ein weiblicher Krieg?

Nicht das Geschlecht oder die Hautfarbe sind ausschlaggebend, sondern vielmehr, welchen Zurichtungen und Drangsalierungen zur Anpassung an den Dienst in primitiven oder hochgerüsteten Armeen die Menschen, Männer und Frauen, ausgesetzt sind. Bei den Marines, den Ledernacken, den special forces, den Geheimdiensten und andere Militäreinheiten.

Von daher bin ich gegen Männer und Frauen im Militär. Ich bin für die Abschaffung allen Militärs.

Zu hinterfragen sind die Funktion der Armeen, in denen Frauen und Männer Dienst tun. Welche Ziele verfolgen die US-Armee, die Bundeswehr, die NATO? Frauen sind unterschiedlich am Krieg beteiligt. Sie sind Arbeiterinnen, einige Ingenieurinnen und Managerinnen in Rüstungsbetrieben. Als Politikerinnen entscheiden sie mit über die Beteiligung am Krieg. Sie sind Soldatinnen. In der Bundesrepublik Deutschland haben Frauen jetzt Zugang zu allen Waffengattungen der Armee. Wir können uns nun auch „die Institutionen der Gewalt erobern“, wie die Militärsoziologin Ruth Seifert fordert. Die Zeitschrift Emma titelte: „Einige unsere besten Soldaten tragen Lippenstift“.

Bombardierungen durch die Allianz werden aus dem sicheren Abstand des High Tech Krieges durchgeführt. Frauen sind auch Bomberpilotinnen. Bei einer Diskussion mit einer britischen Bomberpilotin in Krefeld, die ihren Beruf so viel aufregender findet, als den Lehrerinnenberuf, den sie vorher ausgeübt hat, wurde ich gefragt: „Meinen Sie denn nicht, dass die Armeen jetzt durch die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen am Krieg weiblicher und dadurch menschlicher werden?“

Ich fragte die Bomberpilotin: „’Was ist ein weiblicher Krieg? Was ist eine weibliche Bombardierung? Holen Sie die Bomben erst in die Maschine, streicheln sie, spritzen etwas Parfüm darauf und binden Schleifchen darum, bevor Sie sie abwerfen? Oder was ist es sonst?“ Die PilotInnen werfen die Bomben. Unten rennen Frauen und Kinder um ihr Leben. Wir winken von oben: „Schönen Gruß, diese Bombe wurde von einer Frau geworfen! Schönen Gruß von der Gleichberechtigung der Frauen aus den reichen Ländern.“

Frauen, das friedlichere Geschlecht?

Das Foto der jungen US-amerikanischen Soldatin, Lynndie England, ging um die Welt. Sie hält einen nackten gefangenen irakischen Mann an der Leine, zeigt lachend auf eine aufgestapelte Gruppe nackter irakischer Männer. Widerlich, Ekel- und Zorn erregend. Sie beruft sich auf Befehlsempfang. Auch, wenn ein Befehl ausgeführt wird, gibt es Möglichkeiten der Aktion, zumindest im Gesichtsausdruck. Ihr Gesichtsausdruck ist nicht der des Entsetzens.

In vielen Zeitungsartikeln, Rundfunk- und Fernsehkommentaren wird die Frage gestellt: Wie kommt es dazu, dass sich Frauen an solchen Handlungen beteiligen können?

Beruf: Folterer/in

Foltern ist ein Handwerk, ist Bestandteil jeden Krieges. Zu diesem wie zu jedem Handwerk, gibt es systematische Ausbildungen. Techniken werden gelernt, ÄrztInnen haben „wissenschaftliches Interesse“, stellen ihre Kenntnisse zur Verfügung.

Das gleiche Recht, Henker zu werden?

Die Frauen der westlichen Welt fordern Gleichberechtigung. Bei dieser Forderung wird nicht befragt, welche Rechte das sind, mit denen wir gleich werden sollen. Die vorhandenen Rechte der Männer werden als Norm gesetzt.

Zusammen mit Christina Schenk war ich im Herbst 2002 an einer Podiumsdiskussion in der Humboldt Universität zum Thema „Frauen im Militär“ beteiligt. Christina Schenk ist ehemalige PDS Abgeordnete, radikale Befürworterin von Frauen ins Militär. Sie sagte in dieser Debatte: „Frauen müssen ebenso das Recht haben wie Männer, jede Schweinerei begehen zu können, wenn sie das wollen.“ {Gleichheit im Militär bedeutet Teilhabe am Krieg. Wir können sie nicht unter dem Aspekt der Karriere für Frauen und Männer aus den reichen Ländern betrachten.
Mich hat diese Gleichheitsvorstellung nie überzeugt. Ich will bei jeder Anstrengung für Gleichheit wissen: Welches Recht das ist, mit dem wir gleich werden wollen.}

...
Unsere Schlußfolgerungen sind andere ... :
Wir lassen uns als Frauen
• Nicht mehr für Krieg instrumentalisieren, nicht in die Kriegsstrategien einplanen,
• nicht als Mütter, nicht als Opfer, nicht als Soldatinnen
• nicht als diejenigen, die die Wunden wieder heilen sollen, für die wir nicht verantwortlich sind,
• nicht als humanitäre Helferinnen mißbrauchen.
• Unsere Mit-Leidensfähigkeit, unser Mit-Gefühl stehen nicht mehr zur Verfügung.
• Dieses Mal werden wir auch die Trümmer nicht wieder wegräumen.

Wir wollen als Frauen nicht mehr die Opfer von Kriegen, sondern Akteurinnen des Friedens sein.

Wir brauchen Frieden als Schulfach, Lehrstühle für Frieden an den Universitäten.
Wir brauchen Frauen als Richterinnen in Kriegsverbrecherprozessen.
Wir fordern für Deutschland, diesem Land, von dem im letzten Jahrhundert 2 Weltkriege ausgegangen sind, anstelle der Ausbildung von 300.000 Soldaten die Ausbildung einer solch großen Anzahl von Menschen zu FriedensarbeiterInnen.

...

Der vollständige Text unter hier


Ellen Diederich
Internationales FrauenFriedens Archiv Fasia Jansen e.V.
Lothringer Str. 64
46045 Oberhausen
Tel 0208- 853607 Fax 0208- 853716
email: friedensa@aol.com

Mehr Informationen: http://www.wloe.org/WLOE-de/themen/frieden/iffa.html

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