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KSK – Kleins Spezialkräfte in Kundus11.12.2009

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Eliteeinheit der Bundeswehr war am verheerenden Luftangriff auf Tanklaster beteiligt
Von Markus Drescher

Die militärische »Eliteeinheit« der Bundeswehr, das Kommando Spezialkräfte (KSK), war in Afghanistan als Teil der geheimen Einheit »Taskforce 47« (TF 47) maßgeblich an dem Luftangriff nahe Kundus beteiligt.

TF 47 und KSK: Militär und seine Befehlshaber stehen auf Abkürzungen. So sehr, dass wohl grundsätzlich auch die Informationen zu Einsätzen »gekürzt« werden. Im Verborgenen lässt sich leichter Krieg führen – ohne lästige Fragen der Parlamentarier und Öffentlichkeit, die wie im jetzigen Fall Kundus Bundeswehr und Bundesregierung in Bedrängnis bringen.

Prinzipiell im Geheimen lässt die Bundesrepublik das Kommando Spezialkräfte (KSK) operieren. Die knapp über 1000 Mann starke Einheit ist spezialisiert auf Sonderaufträge im Ausland und »Terrorismusbekämpfung«. Nur sehr selten werden Details über die Einsätze des KSK bekannt – und das auch nur, wenn etwas »durchsickert«.

In ihrer gestrigen Ausgabe berichtete die »Bild-Zeitung« unter Berufung auf Informationen aus der Bundeswehr, dass das KSK maßgeblich an dem Luftangriff auf zwei von Taliban gekaperte Tanklaster in Kundus beteiligt war, bei dem 142 Menschen ums Leben kamen, darunter viele Zivilisten.

Demnach haben in der Nacht des Angriffs mindestens fünf Offiziere und Unteroffiziere des KSK den Kommandeur des Feldlagers der Bundeswehr nahe Kundus, Oberst Georg Klein, beraten. Der gesamte Einsatz sei laut dem Bericht aus einem Kommandostand der geheimen Einheit »Taskforce 47« (TF 47) im Feldlager geführt worden, die zur Hälfte aus KSK-Leuten besteht und Oberst Klein unterstanden haben soll.

Unter Hinweis auf deutsche Geheimhaltungsvorschriften habe das Einsatzprotokoll der TF 47 weder Eingang in den NATO-Abschlussbericht gefunden, noch wurden die Obleute des Verteidigungsausschusses am 6. November bei ihrer Information über die Taskforce über Details in Kenntnis gesetzt, bestätigt Paul Schäfer, Obmann der LINKEN im Verteidigungsausschuss gegenüber ND: »Über die konkreten Sachverhalte, die jetzt offengelegt wurden, gab es keine Informationen. Es wurde nur ein Teil der Wahrheit gesagt.«

Nach Informationen der »Leipziger Volkszeitung« war an der Planung und den Entscheidungen, die zum Luftangriff geführt haben, auch ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes vor Ort beteiligt. Das Blatt beruft sich auf streng vertrauliche Unterlagen der Bundesregierung, über deren Inhalt bereits Parlamentarier unterrichtet wurden, die mit der Kontrolle der Geheimdienste befasst sind.

»Die Bundesregierung muss endlich die Karten auf den Tisch legen. Auch über verdeckte Operationen der Bundeswehr in Afghanistan, gleichgültig unter welchem Namen und in welcher Formation diese durchgeführt werden, muss endlich umfassend Rechenschaft abgelegt werden«, so Schäfer. Gleichzeitig zeigt er sich besorgt über Rolle und Einfluss des KSK in Afghanistan, bei dem das »offensiv-kriegerische Element« stärker ausgeprägt sei. Zusammen mit Wolfgang Gehrcke, LINKE-Obmann im Auswärtigen Ausschuss, fordert Schäfer, dass die Obleute in den Ausschüssen für Verteidigung und Äußeres in einer sofortigen Sitzung umfassend informiert werden. Dies müsse spätestens Anfang nächster Woche geschehen.

Seit Mittwoch steht Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) in der Kritik, weil er offenbar trotz Kenntnis eines Berichts des Internationalen Roten Kreuzes über zivile Opfer den Luftangriff als »militärisch angemessen« bezeichnet hatte. Mit jedem neuen Detail über Bombardierung und Vertuschung wird der Druck auf die Verantwortlichen wachsen.
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/160986.ksk-kleins-spezialkraefte-in-kundus.html

Mehr Informationen: http://www.afghanistankampagne.de

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