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Wer beteiligt sich am Protest?10.09.2008

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Monty Schädel über die Zusammenarbeit der Anti-NATO-Bewegung


ND: 2009 wird die NATO 60 Jahre alt und sieht sich selbst als Bündnis für Friedenbewahrung und Demokratieförderung. Warum ist Protest gegen die NATO dennoch wichtig?
Schädel: Die aktuellen Ereignisse, wie auch ein Blick in die Geschichte, widersprechen eindeutig dieser Selbstdarstellung der NATO. Sie ist kein Friedensbündnis, das Demokratie schafft, sondern ein Bündnis, das Krieg weltweit exportiert und für Tod und Zerstörung verantwortlich ist.

ND: Am vergangenen Wochenende fand ein Arbeitstreffen der Protestbewegung statt, zu der auch die DFG-VK eingeladen hatte. Wer beteiligte sich daran?
Wir haben versucht, Vertreter der verschiedensten Spektren der Friedens- und Antikriegsbewegung einzuladen und an einen Tisch zu bringen. Dass etwa 130 Personen unserer Einladung folgten und aktiv an dem Arbeitstreffen teilnahmen, sehen wir als Erfolg an. Teilgenommen haben nicht nur Vertreter der traditionellen Friedensbewegung, eingebracht haben sich beispielsweise auch die interventionistische Linke und das Bye-bye-NATO-Bündnis. Durch die intensive Vorarbeit ist es gelungen, einen großen Bereich der gesellschaftlichen Kritik an der NATO zu vereinigen. Die Friedens- und Antikriegsbewegung ist damit über ihre traditionellen Grenzen hinausgewachsen.

ND: Womit sicherlich auch die Heterogenität innerhalb der Bewegung zugenommen hat. Gibt es dennoch ein verbindendes Moment für die Proteste?
Das alle Gruppen verbindende Moment ist die Bereitschaft, diesen Protest wirklich gemeinsam vorzubereiten. Dafür haben wir uns am Wochenende auf verschiedene Schwerpunkte geeinigt, die wir gemeinsam und spektrenübergreifend bearbeiten möchten. Dazu gehört die Vorbereitung sowohl von Demonstrationen als auch eines Kongresses und eines Camps. Unterschiedliche Protestformen sollen nicht in Konkurrenz zueinander stattfinden

ND: Und worin bestehen die inhaltlichen Gemeinsamkeiten?
Die wurzeln in der Aussage, dass die NATO kein Friedensbündnis ist, dahinter stehen alle. Die Details der einzelnen Aussagen werden wir in einem gemeinsamen Aufruf zusammenfassen. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe aus Vertretern verschiedener Spektren gebildet, so dass man im Moment noch nicht sagen kann, dieses, jenes, welches ist »das Richtige«. In den Einführungsreferaten wurde die Ablehnung der Kriegspolitik der NATO aber von allen Seiten auf die gleiche Weise betont.

ND: Welche Trennungslinien gibt es noch?
Trennungslinien ist hier vielleicht das falsche Wort. Es gibt zwar Unterschiede zwischen den Gruppen, was konkrete Vorstellungen über die Protestformen betrifft, oder aus welchem Grund genau man gegen die NATO ist. Aber das sind, glaube ich, überbrückbare Differenzen.

ND: Welche Rolle haben die Erfahrungen der Anti-G8-Proteste im vergangenen Jahr bei der Debatte gespielt?
Die haben eine sehr große Rolle gespielt, weil man gesehen hat, dass Proteste gemeinsam vorbereitet und organisiert werden können; dass man einen gemeinsamen Nenner für die Proteste gegen gesellschaftliche Entwicklungen finden kann, die wir alle gleichermaßen ablehnen. Viele haben sich auf die erfolgreichen Proteste gegen den G8-Gipfel bezogen, der Tenor war allenthalben: Wir haben es schon einmal geschafft und deshalb können wir es auch wieder tun!

Monty Schädel ist Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)

Fragen: Patrick Widera

Mehr Informationen: http://www.nato2009.de

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