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Frankfurter Rundschau: Verweigerer klagt das Heer an25.06.2008

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VON ANDREAS SCHWARZKOPF

Der Totalverweigerer Silvio Walther fürchtet um sein Leben. Deshalb ist er jetzt "fahnenflüchtig", hat sich also unerlaubt von der General-Konrad-Kaserne in Bad Reichenhall entfernt. Er sei nicht aus Furcht vor einem weiteren Disziplinararrest geflohen, sagt Walther. Er wolle nur nicht erneut "bedroht" werden.

Zwei Soldaten holten Walther nach seinen Angaben während des dritten Arrests aus der Zelle und führten ihn zum Parkplatz vor der Kaserne. "Sie sagten, ich solle den Müll beseitigen." Er habe sich geweigert. Daraufhin habe einer der Uniformierten sein Gewehr gepackt und gesagt: "Befehl ist Befehl." Eingeschüchtert habe er rund 30 Minuten lang Müll aufgesammelt. Nach Ende des Arrests am 23. Mai habe er ein Wochenende frei gehabt und sei aus "Angst um sein Leben" am 15. Juni nicht mehr zurückgekehrt.

Die Bundeswehr sagt nichts zu Walthers Vorwurf, ein Soldat habe ihn mit der Waffe bedroht. "Das Ermittlungsverfahren läuft", sagte ein Sprecher des Heeres. Man könne Walther aber nicht befragen. Ob und wie sich die beiden Soldaten geäußert hätten, wollte er "wegen des laufenden Verfahrens" nicht sagen.

Für Monty Schädel von der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) belegt "Silvios Fall", dass die Bundeswehr wieder härter gegen Totalverweigerer vorgehe. Im vergangenen Jahr seien drei Männer, in diesem Jahr zwei von der Bundeswehr gezogen worden, obwohl sie den Kriegsdienst und den Zivildienst verweigern würden. Davor habe der Bund seit Mitte der 90er Jahre Leute wie Walther einfach nicht beachtet. Auch weil sowieso nicht alle Wehrpflichtigen einberufen werden.

Das Bundesverteidigungsministerium dementiert diese Sicht der Dinge und verweist auf die Rechtslage. Demnach wird Walther wohl bald vom Bund entlassen. Irgendwann wird er vor Gericht stehen, dann droht ihm eine zweijährige Bewährungsstrafe.

Für das Verfahren werde er sich stellen, sagt Walther. Er wolle dem Gericht nicht ausweichen. Das galt bereits bei der Musterung: Er wollte "niemanden belügen" und etwa eine Krankheit vortäuschen, damit er nicht dienen muss. Er lehne wie viele andere den Dienst an der Waffe und damit auch den Ersatzdienst ab. Denn auch Zivis könnten verpflichtet werden, einen möglichen Krieg etwa als Sanitäter zu unterstützen.

Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1357759

Mehr Informationen: https://www.dfg-vk.de/thematisches/kriminalisierung_von_antimilitarismus/

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