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"Antisemitische und antiamerikanische Anklänge"22.03.2008

http://www.fr-online.de

Juso-Chefin Drohsel erklärt, warum sie mit manchen Argumenten der Friedensbewegung nichts anfangen kann

Gehen Sie an Ostern auch gegen den Irak-Krieg und den Afghanistan-Einsatz auf die Straße?

Das habe ich noch nicht entschieden. Bisher war ich fast immer bei den Demonstrationen gegen das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide, also gegen den geplanten Bombenabwurfplatz.

Warum haben Sie sich noch nicht entschieden? Regt Sie die menschliche Tragödie vor allem im Zweistrom-Land nicht auf?

Doch, das schon. Deshalb finde ich es auch richtig, wenn man gegen den Irak-Krieg demonstriert und Militäreinsätze kritisch sieht. Gleichzeitig gibt es innerhalb der Friedensbewegung auch Tendenzen, die ich nicht teile.

Was meinen Sie damit?

Wir haben bei den großen Demonstrationen gegen den Irak-Krieg teilgenommen, weil wir ihn falsch fanden und finden. Dennoch gibt es in der Friedenbewegung Argumentationsmuster, die teils antisemitische und antiamerikanische Anklänge haben. Das hat mit linker progressiver Politik nichts zu tun.

Warum gibt es so wenig Widerstand gegen den Irak-Krieg?

Als vor fünf Jahren die Amerikaner den Krieg vorbereiteten, gab es ja große Demonstrationen. Der Widerstand flaute dann ab. Vielleicht, weil viele frustriert waren, weil sie sich machtlos fühlten und den Eindruck hatten, der Widerstand bringt nichts. Das ist natürlich falsch, weil soziale Bewegungen immer wieder gezeigt haben, dass man mit dauerhaftem Engagement vieles verändern kann.

Warum halten sich offenbar vor allem Jugendliche beim Protest so zurück?

Damals haben sehr viele Jugendliche demonstriert. Sie haben die Schule geschwänzt und sind statt dessen auf die Straße gegangen...

... das ist fünf Jahre her.

Ich wünsche mir auch, dass das friedenspolitische Engagement bei jungen Menschen größer ist. Andererseits ist ihnen das Thema Krieg und Frieden wichtig. Jedenfalls spreche ich mit ihnen darüber, wenn ich beispielsweise Schulen besuche. Möglicherweise ist aber die Hoffnung bei ihnen gering, dass man mit politischem Engagement etwas verändern kann.

Gibt das jenen recht, die für Militär-Einsätze sind?

Nein. Nur weil es keine Massendemos gibt, heißt es ja nicht, dass die Politik richtig gewesen ist.

Haben Pazifisten recht, die sagen: Die Militarisierung der Außenpolitik hat die Probleme im Kosovo, Irak und in Afghanistan nicht gelöst und damit ist diese Strategie gescheitert?

Wir haben die Militarisierung der deutschen Außenpolitik kritisiert. Wir haben die Einsätze sowohl im Kosovo als auch in Afghanistan abgelehnt. Wir sind nach wie vor skeptisch, dass man mit einer militärischen Intervention Frieden herstellen kann. Nichtsdestotrotz muss man die Lage in Afghanistan differenzierter sehen. Die Forderung "Bundeswehr sofort raus aus Afghanistan" hilft da nicht weiter. Vielmehr muss man überlegen, das OEF-Mandat - also den Anti-Terror-Kampf - zu beenden und statt dessen das Mandat für die Internationale Schutztruppe mit einer stärkeren zivilen Perpektive auszustatten.

Interview: Andreas Schwarzkopf

Quelle:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1307382

Mehr Informationen: http://www.afghanistankampagne.de

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