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Friedenskultur.2012 - Unsere Zukunft atomwaffenfrei19.03.2012

Friedenskultur 2012

Perspektiven der Anti-Atomwaffenbewegung
Von Joachim Schramm (in ZivilCourage 1/2012 - Zeitschrift der DFG-VK für Antimilitarismus und Pazifismus)

Der Raketenabwehrschirm der Nato, der Konflikt um die Atompläne des Iran, der auf die Atommacht Pakistan überzugreifen drohende Afghanistankrieg, Berichte über die Modernisierung der in Europa (auch in Büchel) gelagerten US-Atombomben: Die andauernde atomare Bedrohung sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Die Katastrophe von Fukushima hat erneut deutlich gemacht, dass das Spiel mit dem nuklearen Feuer zu gefährlich ist und dass „Sicherheit“ für die normalen Menschen meist etwas anders bedeutet als für Staatsführer und Militärs. Anlass genug also, die brennendsten Fragen der Atomwaffenthematik mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Friedensbewegung zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen.

Am 12. Mai veranstalten die DFG-VK, pax christi, IPPNW, Ohne Rüstung leben und das Essener Friedensforum in der Essener Volkshochschule die Tagung „Friedenskultur.2012 - Unsere Zukunft atomwaffenfrei“. Zwei Jahre nach dem viel gelobten Kongress „Friedenskultur.2010 - Unsere Zukunft atomwaffenfrei“ im Kulturhauptstadtjahr 2010 stellen in einer eintägigen Veranstaltung renommierte ReferentInnen die aktuellen Entwicklungen dar und bieten eine Plattform zum Diskutieren. Konkrete Schritte auf dem Weg zur atomwaffenfreien Welt stehen dabei im Mittelpunkt.

Im Mai treffen sich in Wien die Diplomaten erneut zu Gesprächen über Atomwaffen. Wenige Tage später will die Nato in Chicago die Rolle der nuklearen „Abschreckung“ im Bündnis neu zementieren. Dazwischen bietet sich in Essen die Gelegenheit, Positionen und Perspektiven der Friedensbewegung zu diskutieren und zu erarbeiten. Die Veranstaltung ist Teil der neuen Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“, die in diesen Tagen startet.

Die Tagung richtet sich an AktivistInnen der Anti-Atomwaffen-Bewegung und politisch Interessierte in NRW, aber auch darüber hinaus. Vor dem Hintergrund der Katastrophe in Fukushima und der neu begonnenen Diskussion um den Zusammenhang von militärischer und ziviler Nutzung der Atomkraft sind selbstverständlich auch die AktivistInnen der Anti-AKW-Bewegung gerne gesehen.

Vor zwei Jahren herrschte in der Atomwaffendebatte ein vorsichtiger Optimismus vor: Die USA und Russland schlossen ein neues Start-Abkommen, bei der Uno in New York bekräftigte die Staatenwelt einmütig, dass eine Welt ohne Atomwaffen auf der Agenda steht, und die deutsche Regierungskoalition hatte vereinbart, bei den USA den Abzug der hier verbliebenen Atomwaffen anzumahnen. Doch dieser Optimismus ist verflogen. Nach wie vor bedrohen 20.000 Atomwaffen die Welt, sämtliche Atomwaffenstaaten modernisieren ihre Arsenale und Trägersysteme, Raketenabwehr heizt den Rüstungswettlauf weiter an, und die Nato beharrt in ihrer neuen Strategie auf der Rolle von Atomwaffen.

Zum Auftakt von „Friedenskultur.2012“ schauen ein Vertreter das Auswärtigen Amtes, Giorgio Francescini von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und Regina Hagen von der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“ auf die Entwicklung seit 2010 und beleuchten die daraus neu entstandenen Bedrohungen.

In zwei Blöcken stehen dann verschiedene Brennpunkte der atomaren Bedrohung im Fokus. In Block 1 stellt der Nahost-Kenner Prof. Dr. Werner Ruf von der AG Friedensforschung Kassel die Situation im Nahen Osten dar. Er beleuchtet die aus der atomaren Bewaffnung Israels und dem Konflikt um die Atompläne Irans sich ergebenden Bedrohungsszenarien und stellt Lösungsmodelle vor. Parallel dazu gibt Dr. Jochen Hippler vom Institut Entwicklung und Frieden (Inef) einen Einblick in die Situation der Konfliktregion Afghanistan, Pakistan, Indien, die durch den Krieg am Hindukusch, Grenzstreitigkeiten und das Nebeneinander zweier verfeindeter Atommächte eine besondere Brisanz aufweist. Die Vorstellung des neu erstellten Bildungstools „Atomwaffen abschaffen“ der Pressehütte Mutlangen rundet den ersten Block ab.

Im zweiten Block gibt Giorgio Francescini von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) einen Überblick über die geplanten und vollzogenen Modernisierungen der Atomwaffen in verschiedenen Ländern. Er stellt dar, wie dadurch die Gefahr des Einsatzes erhöht und einer atomaren Abrüstung Steine in den Weg gelegt werden. Parallel dazu greift Dr. Angelika Claußen von der IPPNW den Zusammenhang von ziviler und militärischer Nutzung der Atomkraft auf. In der Anti-AKW-Bewegung, die auch durch Fukuschima wieder neu an Elan gewonnen hat, spielt das Thema Atomwaffen oder Uranmunition häufig nur eine untergeordnete Rolle. Das Forum will hier auch über Wege der stärkeren Zusammenarbeit diskutieren.

Abgeschlossen wird die Tagung durch ein Plenum, in dem VertreterInnen aus verschiedenen Teilen der Anti-Atomwaffenbewegung über Perspektiven der weiteren Arbeit diskutieren. Dabei sein werden Martin Hinrichs (BANg), Burkhard Schneider (Mayors for Peace international), Renke Brahms (Friedensbeauftragter der EKD, angefragt), Xanthe Hall (atomwaffenfrei.jetzt) und Bernhard Trautvetter (Essener Friedensforum); Thomas Schwoerer, Bundessprecher der DFG-VK, moderiert dieses Plenum.

Joachim Schramm ist Geschäftsführer des DFG-VK-Landesverbands Nordrhein-Westfalen. Zu der Tagung kann man sich online anmelden unter http://www.friedenskultur2012.de oder per Mail an info@friedenskultur2012.de. Die Tagungskosten betragen inkl. Mittagsimbiss und Pausengetränken 20 Euro (ermäßigt 15 Euro). Ein Flyer zur Tagung liegt dieser Zivilcourage bei.

(in ZivilCourage 1/2012 – Zeitschrift der DFG-VK für Antimilitarismus und Pazifismus)

Mehr Informationen: http://www.friedenskutur2012.de

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