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Die Händler des Todes: Die wichtigsten deutschen Rüstungsfirmen01.06.2011

Zivilcourage 2011-01 Titelthema: Stoppt den Waffenhandel!

Von Stephan Möhrle für ZivilCourage 2/2011

Deutsche Waffenproduzenten rüsten hemmungslos Staaten in aller Welt mit Waffen und Rüstungsgütern aus, selbst wenn dort Konflikte gewaltsam ausgetragen oder Menschenrechte massiv verletzt werden. Als Händler des Todes profitieren sie von den derzeit mehr als 30 kriegerischen Auseinandersetzungen. Aus Imagegründen haben sich viele rüstungsproduzierende und -exportierende Unternehmen so genannte „Ethic Codes“ gegeben, de facto aber spielen Moral und Ethik beim weltweiten Waffenhandel keine Rolle.
Die Kampagne „Aktion Aufschrei: Stoppt den Waffenhandel!“ organisiert und unterstützt gewaltfreie Aktionen vor rüstungsproduzierenden und -exportierenden Unternehmen. Sie ruft zur Unterstützung rüstungskritischer Aktionärsverbände auf und beteiligt sich in den Hauptversammlungen mit Gegenanträgen und Redebeiträgen und kreativen Aktionsformen.
Hier wird mit Diehl, EADS, Heckler & Koch, Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall eine erste Auswahl von Unternehmen präsentiert, die besonders im Blickpunkt stehen.


Diehl

Rechtsform: Stiftung & Co. KG.
Unternehmenssitz: Nürnberg
Unternehmenshomepage: www.diehl.de
Wichtige Werke, Zweigstellen oder Beteiligungsgesellschaften: Nürnberg, Heilbronn, Hamburg, Remscheid, Freisen, Röthenbach, Rostock, Hamburg, Frankfurt a.M., Überlingen, Laupheim, Wangen, Nonnweiler-Bierfeld, Nonnweiler-Mariahütte, Bonn, Koblenz, Ansbach, Berlin, Trosdorf, Velbert, Schrobenhausen, Ottobrunn, Hemer, Zehdenick
Bilanzzahlen: Der Jahresumsatz belief sich 2009 auf 2,205 Milliarden Euro.
Beschäftigte: 12.210 (2009)
Kurzkommentar: Die Diehl Stiftung & Co. KG befindet seit der Unternehmensgründung im Jahr 1902 vollständig in Familienbesitz. Heute sind die mehr als 40 selbständigen Unternehmenseinheiten und Joint Ventures nach ihren Aktivitäten in fünf Teilkonzerne aufgeteilt: Defence (31,4 % Umsatzanteil), Metall (24,1 %), Aerosystems (23,4 %), Controls (12,5 %) und Metering (8 %).
Militärische Produkte: Artillerieraketen, Aufklärungs- und Warnsysteme, Infrarot- und Multimode-Suchkörper. Kampfwertsteigerung und Umrüstung von Ketten- und Radfahrzeugen, Lenkflugkörper, Munition, Selbstschutzsysteme, Systeminstandsetzung, Systemketten und Laufwerke einschließlich Triebkränze, Lauf-, Stütz- und Umlenkrollen, Trainingssysteme und Zünder
Militärischer Anteil: 31,4 Prozent
Waffenexporte gemäß Stockholm International Peace Research Institute (Sipri): Platz 63 (2009), Platz 65 (2008)
Umfang der Waffenverkäufe laut Sipri: 1,0 Milliarden Euro (2009), 940 Millionen Euro (2008)


European Aeronautic Defence and Space Company (EADS)

Rechtsform: N.V. (Aktiengesellschaft)
Unternehmenssitz: Schiphol-Rijk (Niederlande)
Unternehmenshomepage: www.eads.com
Wichtige Werke, Zweigstellen oder Beteiligungsgesellschaften: Aschau am Inn, Augsburg, Backnang, Baden-Baden, Berlin, Bonn, Bremen, Buxtehude, Köln, Donauwörth, Dresden, Friedrichshafen, Hamburg, Jena, Kassel, Kiel, Koblenz, Lampoldshausen, Manching, Nordenham, Ottobrunn/Taufkirchen, Rostock, Schrobenhausen, Stade, Trauen, Ulm, Unterschleißheim, Varel, Wilhelmshaven.
Bilanzzahlen: Der Jahresumsatz belief sich 2009 auf 42,8 Milliarden Euro, der Ebit (die operative Ergebnisgröße vor Steuern) betrug im Jahr 2009 322 Millionen Euro.
Beschäftigtenzahl: Die EADS beschäftigt an mehr als 70 Entwicklungs- und Produktionsstandorten in Europa sowie in 35 Außenbüros weltweit etwa 119.000 Mitarbeiter.
Kurzkommentar zur EADS: Die European Aeronautic Defence and Space Company N.V. ist Europas größter Luft- und Raumfahrt- sowie zweitgrößter Rüstungskonzern. Nach Boeing ist die EADS das zweitgrößte Luft- und Raumfahrtunternehmen der Welt. Seit der Gründung am 10. Juli 2000 werden Aktien der EADS an der Börse gehandelt. Der Konzern ging aus einer Fusion der deutschen Dasa, der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen Casa hervor. Die deutsche Daimler AG als größter Einzelanteilseigner sowie ein Zusammenschluss aus der französischen Staatsholdung Sogeade, der Waffenschmiede Lagardère und dem französischen Staat, halten je 22,46 % der Stimmrechte. Weiterer Großaktionär ist mit 5,47 % die spanische Staatsholdung Sepi.
Militärische Produkte: UH-72 Lakota, A400M, Eurofighter, Tornado, Eurocopter NH90, Luft-Boden-Marschflugkörper Taurus KEPD 350, Boden-Boden-Panzerabwehrlenkwaffe Milan, Mittelstrecken-Raketenabwehrsystem Meads, Flugabwehrraketensystem Patriot, Lenkflugkörper Neue Generation (LFK NG), Panzerabwehrrakete Trigat-LR (Pars 3 LR), Nahverteidigungssystem RIM-116 RAM für Schiffe u.v.a.m.
Militärischer Anteil: 27 %
Waffenexporte gemäß Sipri-Ranking: Platz 7 (2009), Platz 7 (2008)
Umfang der Waffenverkäufe laut Sipri: 15,9 Milliarden Euro (2009), 17,90 Milliarden Euro (2008). Auf der Bilanzpressekonferenz im März 2011 präsentierten Konzernchef Louis Gallois und Finanzchef Hans Peter Ring die Bilanzzahlen für 2010. Die Airbus Division verbesserte den Ebit nach einem Verlust von 1,371 Milliarden Euro (2009) auf einen Gewinn von 305 Millionen Euro (2010). Während das Zivilgeschäft bei Airbus Commercial einen Rückgang um 95 Mio. Euro verbuchen musste, trug das Waffengeschäft bei Airbus Military entscheidend zur Verbesserung der Finanzsituation bei. Die Militärsparte verzeichnete 2009 noch einen Verlust beim Ebit von 1,754 Milliarden Euro, dieser lag 2010 mit 21 Millionen Euro wieder im Plus.
Anmerkung: Die neuen Bilanzzahlen für 2010 werden bei der Hauptversammlung am 26. Mai 2011 bekannt gegeben. Diese findet, wie jedes Jahr, in Amsterdam statt.


Heckler und Koch

Rechtsform: GmbH
Unternehmenssitz: Oberndorf am Neckar
Unternehmenshomepage: www.heckler-koch.de
Bilanzzahlen: Der Umsatz stieg 2010 gegenüber dem Vorjahr um knapp sechs Prozent auf 247,2 Millionen Euro. Der Gewinn wurde von 17 Millionen Euro (2009) auf 30,4 Millionen Euro (2010) gesteigert (Financial Times Deutschland vom 05.04.2011).
Wichtige Werke, Zweigstellen oder Beteiligungsgesellschaften: Stammsitz in Oberndorf, zudem Nottingham (GB), Paris und Ashburn (USA)
Militärische Produkte: Gewehre: HK G3, HK 32, HK 33, HK G36, HK 41/HK 91, HK G41, HK 43/HK 93, HK 53, HK XM8, HK416, HK417, HK XM29, M27 IAR; Maschinengewehre: HK LMG36, HK MG4, HK 11, HK 13, HK 21, HK 23, HK 121; Pistolen: HK 4, HK VP70, HK P9S, HK SP89, HK P7, HK USP, HK P8, HK P10, HK P12, HK MK23, HK P11, HK P2000, HK P30, HK UCP; Maschinenpistolen: HK 53, HK MP5, HK MP7, HK UMP; Scharfschützengewehre: HK PSG1, HK MSG90, HK G3 SG1, HK 33 SG1, HKSL9SD; Sonderwaffen: HK69, HK GMW, HK P2A1, AG36
Kurzkommentar: Die Heckler & Koch GmbH (H&K) ist ein als GmbH organisiertes deutsches Unternehmen der Rüstungsindustrie mit Sitz im Oberndorfer Stadtteil Lindenhof in Baden-Württemberg. Die Firma wurde in der Nachkriegszeit von ehemaligen Mitarbeitern der Mauserwerke gegründet und ist international bekannt für die Produktion von Handfeuerwaffen. In der Gegenwart ist Heckler & Koch der bedeutendste Hersteller von Infanterie-Waffen in Deutschland und gehört bezüglich Umsatz weltweit zu den fünf größten Produzenten von Gewehren und Pistolen. Nach eigenen Angaben ist H&K Europas führender Hersteller von Gewehren und Pistolen.
Gemessen an den Opferzahlen von mehr als 1,5 Millionen Toten ist Heckler & Koch laut Aussage des Rüstungskritikers Jürgen Grässlin „Europas tödlichstes Unternehmen“. Grässlin hat über seinen Rechtsanwalt Holger Rothbauer Strafanzeige gegen H&K gestellt wegen des Verdachts illegaler Gewehrlieferungen nach Mexiko. Die Staatsanwaltschaft hat eine Hausdurchsuchung vorgenommen und ermittelt (siehe www.juergengraesslin.com > H&K).
Militärischer Anteil: 100 %


Krauss-Maffei Wegmann (KMW)

Rechtsform: GmbH & Co. KG
Unternehmenssitz: München
Unternehmenshomepage: www.kmweg.de
Wichtige Werke, Zweigstellen oder Beteiligungsgesellschaften: AT-Computer-Systeme GmbH, Konstanz; KMWS, Hamburg; Artec GmbH, München; PSM, Kassel; HIL Industrie-Holding GmbH, Bonn
Bilanzzahlen: Der Umsatz für 2008 betrug 614 Millionen Euro.
Beschäftigtenzahl: 3150 (Sipri für 2009), 2122 (Wikipedia für 2008)
Kurzkommentar zu KMW: Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co KG ist ein deutsches Rüstungsunternehmen, das vorrangig militärische Rad- und Kettenfahrzeuge und Pioniergerät entwickelt, produziert und vertreibt und in diesem Produktbereich Marktführer in Europa ist. Ferner betreut das Konsortium als Wartungspartner und Ersatzteilproduzent alle anderen gepanzerten Waffensysteme des deutschen Heeres wie den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard, Bergepanzer Büffel oder auch den Minenwerfer Skorpion.
Produkte militärisch: Leopard 1 und 2 (Kampfpanzer), Flugabwehrkanonenpanzer Gepard (Flugabwehrpanzer), Puma (Schützenpanzer), Fennek (Spähwagen), Boxer (gepanzertes Transportfahrzeug), Dingo (Allschutz-Transport-Fahrzeug), Mungo (leichtes Luftlandefahrzeug), Panzerhaubitze 2000 (Artilleriegeschütz), Donar (Artillerie) (Artilleriegeschütz) und Mars (Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem)
Militärischer Anteil: 95 % (Quelle: Sipri)
Waffenexporte gemäß Sipri-Ranking: Platz 50 (2009), Platz 43 (2008)
Umfang der Waffenverkäufe laut Sipri: 1,63 Milliarden Euro (2009), 1,95 Milliarden Euro (2008)


Rheinmetall

Rechtsform: Aktiengesellschaft (AG)
Unternehmenssitz: Düsseldorf
Unternehmenshomepage: www.rheinmetall.de
Bilanzzahlen: Das Geschäftsjahr 2009 (2008) brachte einen Gesamtumsatz von 3,420 (3,869) Milliarden Euro. Im Jahr 2009 wurde ein Verlust von 52 Millionen Euro verzeichnet.
Beschäftigte: 19.766 (2009) und 21.020 (2008)
Wichtige Werke, Zweigstellen oder Beteiligungsgesellschaften: Oberndorf (ehemals Mauser), Aschau am Inn, Berlin, Bonn, Bremen, Düsseldorf, Gera, Gersthofen, Hamburg, Heilbronn, Ismaning, Kassel, Kiel, Koblenz, Krefeld, München, Neuenburg (ehemals Buck), Nürnberg, Rheinbach, Röthenbach, Rostock, Fronau, Silberhütte/Harz, Stockach, Trittau, Unterlüß
Kurzkommentar: Die Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf ist ein Automobilzulieferer und Rüstungskonzern. Rheinmetall ist das achtgrößte europäische Rüstungsunternehmen gemessen am Umsatz. Das Unternehmen ist im Börsensegment M-Dax gelistet.
Militärische Produkte: Tokeh (Taktisches Luftlandefahrzeug), Serval Fahrzeug für Spezialkräfte, Gavial Geschütztes Verbindungsfahrzeug für Luftlandekräfte, Caracal Geschütztes Fahrzeug, Yak (Duro 3) Geschütztes Mehrzweckfahrzeug, Condor 1 und 2, Luftlandepanzer Wiesel 1 und 2, Bv206 Sonderwagen 4 / TM170, Fuchs 1 und 2, GTK Boxer, Gefas Wisent, Schützenpanzer Marder 1A3/1A5, Puma (in Kooperation mit KMW), Leopard 1 und 2, Bergepanzer 2, Bergepanzer 3 Büffel, Pionierpanzer 3 Kodiak, Pionierpanzer 2 Dachs, Brückenlegepanzer Biber, Minenräumpanzer Keiler, MMSR, 155 mm Geschütz der Feldhaubitze FH155-1, Panzerhaubitze 2000, Panzerhaubitze M 109 (L52 Geschütz), 120-mm-Glattrohrkanone des Leopard 2, Sondergerät SG 113, Maschinenkanone Rh 503, Maschinengewehr MG3, Nächstbereichschutzsystem Mantis
Waffenexporte gemäß Sipri-Ranking: Platz 32 (2009), Platz 29 (2008)
Umfang der Waffenverkäufe laut Sipri: 2,64 Milliarden Euro (2009), 2,66 Milliarden Euro (2008)
Die ordentliche Jahreshauptversammlung der Rheinmetall AG findet am 10. Mai 2011 im Maritim-Hotel Berlin statt.

Stephan Möhrle ist Vorstandsmitglied des Landesverbands Baden-Württemberg der DFG-VK und des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V). Er ist Mitarbeiter der Kampagne „Aktion Aufschrei: Stoppt den Waffenhandel!“

Mehr Informationen: http://www.aufschrei-waffenhandel.de

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