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Bertha-von-Suttner-Kunst-und-Medienpreis an Preisträger überreicht08.02.2009

www.suttnerpreis.de

Preisträger: Uli Preuss (Solingen / Deutschland), Friedesbüro Salzburg (Österreich) und Gabriela Neuhaus / Angelo Scudeletti (Zürich/ Schweiz)


Im Rahmen einer Feier fand am Samstag im großen Saal des Frankfurter Ökohauses die Übergabe des Bertha-von-Suttner-Kunst-und-Medienpreis 2008 an die Preisträger der drei ausgelobten Kategorien statt. Die Preisträger Uli Preuss (Solingen / Deutschland), Friedesbüro Salzburg (Österreich) und Gabriela Neuhaus / Angelo Scudeletti (Zürich/ Schweiz) hatten die Jury bei der Auswahl unter 27 Einreichungen überzeugt. Kriterium für die Auswahl der Jury aus Aktiven der deutschen Friedensbewegung war, so Jurymitglied Monty Schädel, „die Beurteilung nach der Wirkung auf das Publikum und für den praktischen Einsatz in der Friedensarbeit“. Dabei betonte er auch, dass eine Auswahl nicht leicht gefallen sei und andere Einreichungen ebenso einen Preis verdient gehabt hätten.

Holger Schmidt von Friedensinstitut 21 verwies in seinen rückblickenden Einführungen zur Festveranstaltung auf die herausragenden Leistungen der Pazifistin Bertha von Suttner, nach der der Preis benannt wurde. Die Friedensaktivistin hatte zu ihrer Zeit maßgeblichen Anteil an der Formierung einer deutschen und europäischen Friedensbewegung. Mit ihrem Roman „Die Waffen nieder!“ habe sie die schrecklichen Auswirkung des Militarismus und Krieges dargestellt und zur Diskussion friedenspolitischer Alternativen aufgefordert.

Der Bertha-von-Suttner-Friedenspreis, der in diesem Jahr zum zweiten Mal überreicht wurde, war 2005 erstmals aus Anlass der einhundertsten Wiederkehr der Verleihung und Überreichung des Friedensnobelpreises an die Gründerin der Deutschen Friedensgesellschaft, die heutige Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), für friedenspolitisch-künstlerisches Engagement erstmals ausgelobt und 2006 den damaligen Preisträger überreicht worden. Die zweite Auslobung des Friedenspreises, die über das Jahr wieder von Veranstaltungen zum Leben und Wirken der DFG-Gründerin sowie zu aktuellen Kriegen und dem Engagement dagegen begleitet wurde, fand mit der Unterstützung des privaten Friedensinstitut 21, Dortmund, statt.

In der Festveranstaltung betonten die Laudatoren die positive Wirkung der gewürdigten Exponate, über unterschiedliche künstlerische Elemente Menschen für die auch heute noch richtige Forderung der Namensgeberin des Preises „Die Waffen nieder!“ aufzuschließen.

Der Preisträger des „Online- und Publikumspreises“ Uli Preuss erklärte in seiner Dankesrede, dass er für die Fotos von kriegsversehrten Kindern seiner Ausstellung „Am Rande der Schöpfung“ nicht nur Zuspruch erhalten habe. „Die Ausstellung hat auch Gegner - oder zumindest Bedenkenträger.“ fasste er es vorsichtig zusammen und verwies auf Stimmen, die eine Gefahr für die Verletzung der Würde der abgebildeten Kinder sehen wollten, um ihr eigenes Unbehagen nicht auszudrücken. Dabei will Preuss mit seinen Bildern nicht schocken, sondern mit kleinen einzelnen Geschichten zu jedem Bild, die Stammtische erreichen. „Und plötzlich ist man ganz nah!“ So will er deutlich machen: „Außer Euch gibt es noch Andere, denen schlimme, unmenschliche, Sachen widerfahren sind!“

Preuss engagiert sich seit vielen Jahren für Friedensdorf International, dass sich seit über 30 Jahren für Kinder aus ehemaligen und aktuellen Kriegsgebieten, z.B. aus Vietnam, Angola, Afghanistan, Sri Lanka, Kambodscha, einsetzt und ihnen bei der Rückkehr in ein Kinderleben Unterstützung gibt. Der Preisträger verwies darauf, dass zur Zeit die Anzahl der zu betreuenden Kinder im Friedensdorf International steigt und berichtete von einem aktuell erwarteten Flugzeug aus Afghanistan. (http://www.up-bild.de / http://www.friedensdorf.de)

In der Kategorie „Kunst und Medien“ konnten Gabriela Neuhaus und Angelo Scudeletti mit ihrem Dokumentarfilm “1000 Frauen und ein Traum“ die Jury überzeugen. Um das Projekt von Ruth-Gaby Vermot, aus Anlass des 100. Jahrestages der erstmaligen Verleihung des Friedensnobelpreises an eine Frau, den Friedensnobelpreis 2005 an 1000 Frauen weltweit für ihr herausragendes friedenspolitisches Engagent zu verleihen, war ein beeindruckender Film entstanden. Er stellt einige der ’1000 Frauen’ und ihr Engagement in unterschiedlichen Teilen der Welt vor, und verbreitert so die Palette, die das Vorhaben, Frauen eine angemessen Würdigung ihres täglichen Kampfes für Frieden zukommen zu lassen, ansehnlich dokumentierte. Laudatorin Tina Kemler (DFG-VK Mainz) hob hervor, dass mit dem Medium Film, neben einer Ausstellung und einem Buch, „das weltweite Engagement von Frauen für Frieden“ schnell und eindringlich zu transportieren sei und die Frauen so eine wirkliche Stimme erhielten.
Preisträgerin Gabriela Neuhaus berichtet in ihrer Dankesrede, dass sie zu Beginn des Projektes nicht nur wohlwollende Reaktionen erfahren musste. So habe das Schweizerische Fernsehen abgewunken und auf die Zuschauerquote als Maßstab verwiesen. „Doch es hat sich für uns tausendfach gelohnt, dass wir dieses Projekt doch anfingen“ betonte die Schweizerin. Auch wenn der Friedensnobelpreis letztlich nicht an die Frauen vergeben worden war, könnte mit dem Film die tägliche Friedensbasisarbeit von Frauen auf der ganzen Welt gewürdigt werden. Ein weiteres Ergebnis des damaligen Projektes ist, dass ein weltweites Frauenfriedensnetzwerk entstanden sei. (http://www.offroadreports.ch)

Der Preis in der Kategorie „Kunst und Aktion“ wurde an das Salzburger Friedensbüro (http://www.friedensbuero.at) für ihr Projekt der Internetplattform whawar.at vergeben. WhyWar.at greift nach Ansicht der Jury die Kritik an Krieg und kriegsverherrlichender Bildung der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner auf und setzt diese vorbildlich in konkretes Handeln von Schülerinnen und Schülern gegen Krieg und damit für Frieden um. Damit steht WhyWar.at in bester Tradition der Namenspatronin des Kunst- und Medienpreises. Laudator DFG-VK Bundessprecher Jürgen Grässlin hob hervor: „Viele friedenspädagogische Projektideen und Modelle werden vorzüglich präsentiert auf der Website www.whywar.at.“ Seine Schlussfolgerung war deshalb: „Nehmen wir die Ziele und Projekte von WhyWar.at ernst, dann müssen unsere Schulbücher umgeschrieben und Unterricht anders gestaltet werden: humanistisch, demokratisch, partizipierend, kriegskritisch und friedensstiftend.“

Hans Peter Graß, der den Preis für das Friedensbüro gemeinsam mit Hanna Westmann entgegen nahm, erläuterte die unter dem Leitmotto „Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg“ stehende friedenspädagogische Tätigkeit von WhyWar.at. Er verwies dabei auf besondere Informations- und Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die sich auf unterschiedliche Weiser mit dem Thema Krieg als auseinandersetzen wollen oder müssen. Ebenso zeigte er Nutzungsmöglichkeiten für PädagogInnen auf und drückte seine Hoffnung aus, dass das Friedensbüro Salzburg mit seinem Projekt nicht nur in Österreich, sondern auch im anderen deutschsprachigen Raum zur Information zur Frage „Warum Krieg?“ beitragen kann.

Die in der Laudatio von Jürgen Grässlin auf das Projekt whywar.at getroffene Einschätzung: „Auch wenn zweifelsohne noch viele Schritte zur Abrüstung gegangen werden müssen ehe wir in einer friedlicheren Welt leben, in einer Welt ohne Waffen und Militär, bringe uns jeder Schritt diesem Ziel näher“ trifft, abschließend betrachtet, nicht nur für das österreichische Projekt ’WhyWar.at’ sondern auch für ’1000 Frauen und ein Traum’ und ‚Am Rande der Schöpfung’ zu. Sie alle gehen „einen bedeutenden Schritt auf diesem Weg“.

Weitere Informationen unter:

http://www.dfg-vk.de
http://www.friedensinstitut21.de
http.//www.bertha-von-suttner-preis.de

Kontakt: Monty Schädel, Tel. 0177-8871014


Die ausrichtenden Organisationen des Bertha-von-Suttner-Kunst-und-Medienpreises 2008:

Die DFG-VK ist die älteste deutsche Friedensgesellschaft und wurde unter aktiver Beteiligung der Österreicherin Bertha von Suttner 1892 gegründet. “Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.“
Als größte pazifistische Organisation in der Bundesrepublik mit einer langen Geschichte, ist die DFG-VK Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Strömungen in der deutschen Friedensbewegung. Mit eigenen Landesverbänden und mit Gruppen sowie aktiven Mitgliedern in vielen Orten in allen Bundesländern, ist die DFG-VK die einzige Friedensorganisation mit bundesweiter Verankerung. Dabei engagieren sich die Mitglieder je nach ihrem Interesse in allen Bereichen friedenspolitischer Fragestellungen und bringen sich in thematische oder regionale Bündnisse aktiv ein. Http://www.dfg-vk.de


Das 2007 gegründete Institut ist parteipolitisch unabhängig und setzt seine Friedensarbeit derzeit gemeinsam mit Menschen unterschiedlicher weltanschaulicher Ausrichtungen und Professionen (Juristen, Journalisten, Friedensaktivisten, Friedens- und Geisteswissenschaftlern ) um. Durch die Organisation von öffentlichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Projekten sieht das Institut seine praktische ehrenamtliche Arbeit in einer Traditionslinie zu Bertha von Suttners Friedensarbeit. Das Friedensinstitut unterstützte die zweite Verleihung des Bertha-von-Suttner-Kunst-und-Medienpreises maßgeblich organisatorisch. http://www.friedensinstitut21.de

Mehr Informationen: https://www.dfg-vk.de/verband/bertha-von-suttner-preis/

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